Der Helsingforser Patz vor der Bebauung 1984

Doppelt nordisch

Der Helsingforser Patz vor der Bebauung 1984
Der Helsingforser Patz vor der Bebauung 1984. / Quelle: Architektur der DDR 33/1984 /
Historische Postkarte aus der finnischen Hauptstadt, Quelle: privat
Historische Postkarte aus der finnischen Hauptstadt von 1930 / Quelle: privat /

Über die spröde Schönheit des Helsingforser Platzes.

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Gäbe es ein Friedrichshain-Quiz, wäre garantiert die folgende knifflige Frage dabei: Welcher Platz trägt einen schwedischen Namen? Die Antwort lautet: Helsingfors. „Aber das ist doch die Hauptstadt Finnlands!“, werden einige einwenden, „der alte Name von Helsinki!“ Richtig, es ist sowohl der alte als auch der schwedische Name dieser Stadt. Doppelt nordisch, wenn man so will. Als der noch unbenannte Platz der Abteilung XIV des Hobrechtschen Bebauungsplan 1907 seinen Namen erhielt, war die Metropole des Finnischen Großfürstentums noch Teil des Russischen Reiches und trug offiziell den Namen aus der Zeit der Jahrhunderte langen schwedischen Herrschaft. Auch weitere Ostseestädte standen bei der Auswahl der Straßennamen dieses Viertels Pate: Reval, Memel, Pillau und Libau.
Der Helsingforser Platz ist erst vor kurzem saniert worden. „Grün weg – grau rein!“ kritisierte eine Tageszeitung die neue Gestaltung, die das Gelände ausgesprochen übersichtlich erscheinen lässt. Auch wenn man es ihm nicht ansieht, der unscheinbare Platz hat Geschichte geschrieben, und das gleich mehrmals.

Eher durch Zufall als durch Planung entstanden

Noch heute ist ihm anzusehen, dass der Platz eher durch einen Zufall als durch grundsolide Stadtplanung entstand. Die Helsingforser Straße entlang des Eisenbahngeländes bildet mit der Marchlewskistraße einen so spitzen Winkel, dass unmöglich Häuser hinein gebaut werden konnten. Schon der Hobrechtplan von 1866 sah hier vor, die Spitze abzuschneiden und als unbebauten Platz stehen zu lassen.
Für 130 Jahre, von etwa 1735 bis 1865 war hier die Stadt Berlin zu Ende gewesen. Von hier zog sich entlang der Marchlewskistraße eine Mauer schnurgerade bis kurz vor das ehemalige Frankfurter Tor, das einst an der Straße der Pariser Kommune lag. Bis 1950 hieß sie Memeler Straße. Weil sie das Stralauer mit dem Frankfurter Tor verband, nannte man sie davor, von etwa 1735 bis 1875 Frankfurter Communication.
Bebaut wurde der Platz mit den typischen Wohnhäusern der Spätgründerzeit, außen repräsentativ, hinten dunkle Höfe. Die Seite zur Bahn blieb unbebaut und wurde mit einer Ziegelmauer begrenzt. Im Zweiten Weltkrieg fielen die meisten Gebäude auf dem spitzen Winkel zwischen Helsingforser und Memeler Straße in Trümmer.

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