Ärger mit der Jugend
1904 gründeten Lehrlinge und junge Arbeiter den Verein „Arbeiterjugend“, der ihre Interessen vertreten sollte. Ziele und moralische Einstellungen waren sozialdemokratisch. Zur Praxis der „Arbeiterjugend“ gehörten Theaterbesuche in „Louis Kellers Festsälen“ in der Koppenstraße 29. Für sie gab die „Schule moderner Schauspielkunst“ hier am 10. Juni 1914 das Stück „Jugend“ von Max Halbe – und handelte sich damit prompt ein Verbot ein. Das Stück behandelte nämlich die Konventionen zu den damaligen Werten von Ehe und Sexualität sehr kritisch. Max Halbes Werk war laut Theaterpolizei ein „vom Pulsschlag jugendfrischen Daseins zweier Menschenkinder durchlebtes Lebensdrama, von dem die jugendlichen Zuschauer sich als Alters- und Leidensgenossen des von seinem Triebleben gequälten in seinen Entschlüssen hin- und her geworfenen Haupthelden fühlen“ und „von dem über das Paar herein brechenden Sinnenrausches weit mehr als erwachsene Personen in Mitleidenschaft gezogen werden.“