Die Graphikerin Regina Gebhard

„Wenn ich etwas schneiden konnte, war ich immer ganz ich selbst.“

Collage der Graphikerin und Künstlerin Regina Gebhard
Collage der Graphikerin und Künstlerin Regina Gebhard

Nach den Berufsjahren ein neuer künstlerischer Anfang

Wie bei vielen DDR-Künstlern blieben auch bei Regina Gebhard nach 1990 die Aufträge weg. War es schlimm für sie? „Eigentlich nicht“, gibt Regina Gebhard freimütig zu. „Ich wurde Rentnerin und musste mich nicht auf die Suche nach Aufträgen machen.“ Sie verspürt auch eine gewisse Scheu, sich in Galerien vorzustellen. „Ich glaube, ich bin da nicht sehr geschäftstüchtig. Diese Welt ist mir einfach zu fremd.“ Nachdenklich fügt sie hinzu: „In der heutigen Ellenbogengesellschaft würde ich wahrscheinlich untergehen.“ Dafür brachte ihr die neue Zeit auch Annehmlichkeiten, wie das Reisen mit zahlreichen neuen Eindrücken und Skizzen, die sie künstlerisch verarbeitete. „Rentnerzeit heißt für mich, Zeit für freie Sachen zu haben.“ Hierzu gehören Collagen, auf die sie sich erst nach Ende ihrer Berufszeit konzentrieren konnte. Sie waren früher einfach nicht gefragt.

Einfluss unverkennbar

Einige in der Collagetechnik hergestellten Bilder strahlen eine farbige, zeitlose Schönheit aus und erinnern an die Farbspiele der Bauhaus-Schule. Die Beobachtung ist durchaus gerechtfertigt. „Ich war da von meinem Lehrer Ernst Rudolf Vogenauer beeinflusst, der uns Studenten an die Moderne Kunst der Zeit vor der Nazi-Diktatur heranführte.“ Auch ihr Mann Max Gebhard gehörte zu diesen Kreisen und hatte beim Bauhaus-Fotografen László Moholy-Nagy eine Anstellung inne, bei der er für die Kroll-Oper Kulissen anfertigte. In der DDR arbeitete er als Formgestalter für Spielzeug am Institut für Formgestaltung der Forschungs- und Entwicklungsstelle der Weißenseer Kunsthochschule, wurde als Graphiker und Atelierleiter für den Dietz-Verlag tätig und arbeitete später freiberuflich. Er starb 1990.
„Ab 1950 war das Bauhaus in der DDR verpönt“, erinnert sich Regina Gebhard, und fügt an: „leider!“ Erst 1976, zum 50. Jahrestag des Bauhauses wurde es aufwändig saniert und wieder eröffnet.
Auch von Ausstellungen lässt sie sich inspirieren, wobei sie zwei unterschiedliche Einflüsse erlebt hat: „Nach manchen Ausstellungen setze ich mich mit neuen Ideen und Feuereifer an die Arbeit, nach anderen wiederum denke ich einfach nur: ‚Lächerlich, was du mit deiner Schnippelei machst!‘“

Ein Gedanke zu „„Wenn ich etwas schneiden konnte, war ich immer ganz ich selbst.““

  1. Mich beeindrucken die Scherenschnitte von Frau Gebhard sehr, wirklich wunderschöne Arbeiten. Unter andere habe ich ein Telegramm zum Jahreswechsel, das sie für die Deutsche Post gemacht hat, in der Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation gesehen.
    Ich wünsche ihr alles Gute!

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