Hohe Kindersterblichkeit
22 Prozent der Individuen waren weiblich, 23,9 Prozent männlich und 1,4 Prozent indifferent. Mehr als die Hälfte der Skelettserie (52,7 Prozent) konnte nicht geschlechtsbestimmt werden, was der relativ hohen Zahl von Kindern im Säuglings- und Kleinkinderalter geschuldet war. Von den altersbestimmbaren Individuen der untersuchten Skelettserie waren 64,8 Prozent Kinder und Jugendliche und 35,2 Prozent Erwachsene. Bei den Erwachsenen der Skelettserie zeigte sich ein relativ deutlicher Männerüberschuss von fast 10 Prozent. Die meisten Individuen überlebten das erste Lebensjahr beziehungsweise die ersten vier Lebensjahre nicht, wobei die weitaus meisten Kinder kurz nach der Geburt oder innerhalb der ersten 12 Monate verstarben. Die hohe Säuglingssterblichkeit vergangener Jahrhunderte war meist Folge mehrerer Übel, zu denen unter anderem mangelnde und fehlerhafte Pflege, unzureichende Hygiene sowie falsche und mangelnde Ernährung gehörten. Zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr zeigte sich ebenfalls eine erhöhte Sterblichkeit der Kinder, was auf ihre zunehmende Mobilität zurückzuführen ist und damit ihrem vermehrtem Kontakt zu anderen Menschen. Damit stieg auch das Risiko, sich mit Krankheiten zu infizieren. Zahlreiche Kinderkrankheiten endeten im 19. Jahrhundert noch tödlich.
Krankheit und Armut
Von den Erwachsenen verstarben die meisten der untersuchten Skelette bereits vor dem 40. Lebensjahr (45,5 Prozent). Rund 33 Prozent wurden zwischen 40 und 60 Jahre alt und nur 9,5 Prozent erreichten ein hohes Alter über 60 Jahre. Infektionskrankheiten, wie Grippe, Cholera oder Tuberkulose bedrohten auch Erwachsene. Die hygienischen Zustände und die räumliche Enge bei starker Bevölkerungsdichte boten in Berlin im 19. Jahrhundert den idealen Nährboden für übertragbare Krankheiten. Bei den Erkrankungen, die sich nachweisen ließen, stehen die Zahnerkrankungen an erster Stelle. Besonders Karies war bei vielen Individuen festzustellen. Die Karieshäufigkeit lag bei den Erwachsenen bei 82,4 Prozent. Es zeigte sich eine deutliche höhere Kariesintensität bei den Frauen. Die Skelettserie vom Friedhof Boxhagen wurde auch auf Mangelerscheinungen, die durch unzureichende Ernährung verursacht werden, untersucht. An den Zähnen fanden sich solche Nachweise bei 8,7 Prozent der Bestatteten. Durch Mangelernährung verformte Langknochen wurden bei sechs Kindern festgestellt.