Zentralviehhof, Foto: Silvio Weiß

Was machen die Nachbarn?

Zentralviehhof, Foto: Silvio Weiß
Verfallende Viehställe, überwucherte Brache. Da kann man schon was machen. Aber muss es wirklich ein Einkaufs- und Kongresszentrum sein? Die Initiative „Alter Schlachthof“ hat andere Ideen. / Foto: Silvio Weiß /

Schacher auf dem Schlachthof.

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„Es fehlt der Berliner Charakter,“ hieß es vor vier Jahren zum ehemaligen Schlachthofgelände Prenzlauer Berg zwischen Friedrichshain und Lichtenberg. Unter dem Label „Eldenaer Höfe“ und mit dem Slogan „Tradition neu interpretiert“ vermarktete die „CDS Wohnbau“ Townhouses zu Preisen ab 320.000 Euro auf der 50 Hektar großen Fläche. Nach Schließung des 1876 eröffneten Schlachthofes, nutzten zwischen 1990 und 1991 kleine Betriebe die Gebäude für ihren Neuanfang. Ein Fehler aus der Senatsperspektive. Hier sollten „Qualifizierte Wohnflächen“ den Schwerpunkt bilden und nicht preiswerte Mietwohnungen. Von 1993 bis 2007 wurden 160 Millionen Euro in ein  „Mediendorf“ und andere gescheiterte Projekte versenkt und am Ende die Grundstücke für 50 Millionen Euro an Investoren wie die „CDS Wohnbau“ verkauft. Eine Eigentumsinsel in der Mieterstadt wurde sichtbar.  Die  Anwohnerstraßen werden von Bäumen flankiert, dahinter Häuser mit Gärten. Die restlichen 20.000 qm gingen 2010 an die österreichische „Warimpex“, die als Immobilienentwicklungs- und Investmentgesellschaft im Osteuropageschäft tätig ist. Deren Aktien notieren knapp unter einem Euro und zählen zum hochspekulationsaktiven „Pennystock“-Markt. Auf „ihrem“ Teil des ehemaligen Schlachthofgeländes  möchte die  „Warimpex“, jetzt mit der „ubm development“ aus München ein Einzelhandels- und Kongresscenter bauen.
Dagegen engagiert sich die Initiative „Alter Schlachthof“. Sie verweist auf das Überangebot von ähnlichen Centern in Berlin, der damit verbundenen Verdichtung des Autoverkehrs im Kiez, dem zudem preiswerte Wohnungen fehlen. Die Initiative bringt den Gedanken ins Spiel, hier ein Dorf zu entwickeln, wo „die Vereinzelung, die Anonymisierung zugunsten einer echten Gemeinschaft zurück gedrängt wird, wo die Menschen geschätzt und geachtet werden, weil sie ihre Fähigkeiten einbringen, mit anderen teilen, Wissen und Können weiter geben.“

www.nichtnochncenter.wordpress.com

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