Das MfS war eingeweiht
Am 17. Juli 1962 erfuhr Genosse Ziemann von der Arbeitsgruppe Passkontrolle und Fahndung: „Drei Männer haben einen Stollen bis bereits 10 m ins Staatsgebiet vorangetrieben“, der „alle 2 m mit Brettern abgestützt sei“ und „einer der Beteiligten habe rote Haare und das Gesicht voller Sommersprossen.“ MfS-Major Knippel ließ das Gelände unauffällig besichtigen und kam zur Erkenntnis, dass die „Provokateure“ auf die Wasserrohre einer stillgelegten Toilettenanlage gestoßen seien und das Vorhaben deshalb gescheitert sei. Mit der Absicht, den halbfertigen Stollen aufzugraben, wurden die KP „Giese“ und „Schröder“ aufgefordert, Näheres zum Stand der Dinge aufzuklären. Sie meldeten am 7. August 1962, dass fünf Tunnelbauer im Alter zwischen 19 und 25 Jahren daran beteiligt wären. Alle waren kurz vor dem Mauerbau aus Friedrichshain nach Kreuzberg gekommen. Zwei wollten ihre Eltern schleusen und für jede weitere Schleusung stünden 10.000 Mark in Aussicht.
Der Wirt vom Marianneneck schien eingeweiht und stellte Kontakte her, offenbar um Sponsoren für den Tunnelbau zu gewinnen. Solche Projekte verursachten wegen der Gerätschaften und Transporte erhebliche Kosten.
Über freundschaftliche Kontakte kamen die KP auch in die Räume der Grenzquelle, ohne jedoch etwas Auffälliges zu finden. Allerdings gelangten sie nicht in den Bierkeller. Beim Versuch, hier ein Sicherheitsschloss zu knacken, hörten die Eindringlinge Stimmen und jemand kam an die Tür, ohne sie zu öffnen. Die beiden Agenten des MfS fertigten eine Lagezeichnung und einige Fotos vom Ort an.