Karriere mit Hindernissen
Hempel war ein außergewöhnlicher Mensch, tags arbeitete er fleißig im Büro eines Anwalts, in seiner Freizeit widmete er sich der Kunst. Er war ein sensibler Beobachter, ein feinsinniger Künstler mit starker Ausdrucksweise und er war – krank. Eine manische Depression machte ihm zu schaffen, erlittene persönliche Schicksalsschläge verstärkten die Krankheit. Aus einem biografisch gehaltenen Brief an seinen ehemaligen Arbeitgeber, einem erfolgreichen Berliner Notar, geht hervor, dass er schon früh Chancen hatte, sein Talent zu entwickeln, sie aber nicht ergreifen konnte. Als Jüngling bekam er ein staatliches Schauspielstudium angeboten, doch der gestrenge Vater lehnte es ab, ebenso ein staatlich subventioniertes Studium an einer Mal-Akademie. Stattdessen sollte der Junge mit seinen guten Zeugnissen Anwaltsgehilfe werden. Er lernte schnell, sein Lehrer war der publizierende Jurist Wilhelm Beushausen, dessen Manuskripte Hempel abschreiben musste. „Ich werde auch einmal Schriftsteller wie Sie!“, rief der junge Mann naseweis, „aber ein anderer als Sie, einer der Verse, Novellen, Romane und Dramen schreibt!“ Und tatsächlich, seine Jugendgedichte wurden von Emil Gustav Gruchol, einem kleinen Wiener Verlag für expressionistische Schriften angenommen. Doch die Inflation fraß den Verlag auf und der Verlagsleiter eröffnete eine Drogerie. Sicher war sicher. Aus war der Traum vom Dichterleben.