| | Quelle: Postkarte um 1910

Eine Geschichte, die noch geschrieben werden muss

Das polnische Café in der Andreasstraße Berlin | Quelle: Postkarte um 1910
Polnisches Café in der Andreasstraße. / Postkarte um 1910 /

Eine Geschichte, die noch geschrieben werden muss.

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Knapp 40.000 Polinnen und Polen lebten am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Berlin. Sie bildeten damals die größte Gruppe der Einwanderer in das Deutsche Reich. Gründe der Einwanderung waren vielfältig, so die Hoffnung, in der wirtschaftlich aufstrebenden deutschen Hauptstadt zu Wohlstand zu kommen. Vor allem kamen die Zuwanderer aus den preußischen Ostprovinzen, wo es bereits Kontakte mit dort einheimischen Deutschen gab und von wo es auch zahllose Deutsche in die Metropole des Reichs zog. Ein Hotspot war die Gegend um den Schlesischen Bahnhof, bei dem die Züge aus Schlesien endeten. Hier sind in den alten Adressbüchern viele polnische Namen verzeichnet. Die Bahnhofsgegend galt als kostengünstige Wohngegend, Schattenseiten waren Elend, Kriminalität und Prostitution, reinstes „Zille-Milieu“. Anders als im Ruhrgebiet gründeten die polnischen Ansiedler keine eigenen Kommunen, sondern verteilten sich innerhalb der Berliner Bevölkerung. Dazu trug auch die nationalistische antipolnische Propaganda bei, die es damals auch schon gab. Vor allem einfache Handwerker und Arbeiter versuchten aus Furcht vor Benachteiligungen, ihre Herkunft zu verschleiern. Um so interessanter ist eine Postkarte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die den Schankraum eines Cafés zeigt und auf, das auf Polnisch mit Polska Kawarnia wirbt. Es befand sich am ehemaligen Andreasplatz in der Andreasstraße 22, wo heute das Seniorenzentrum Bethel steht. Vielleicht zielte die Betreiberin Bronislava Bialecki auf polnische Kunden ab. Im Berliner Adressbuch ist für diese Adresse nur der Name Café Gruber eingetragen. Einen polnischen Namen gibt es hier nicht. Frau Bialecki wohnte am Grünen Weg 18 oder in der Neuen Bahnhofstraße 1 bei ihrer Schwester. Wissen Sie zufällig etwas über das Café und seine Betreiberin? Es gibt noch ein Foto von einer Schulklasse, in der die Tochter von Bronislava Bialecki lernte:

Polnisches Café Klassenfoto 1912 oder 1913 | Foto: privat
1912 oder 1913 Schulklasse mit der Tochter von Bronislava Bialecki in der Nähe der Neuen Bahnhofstraße oder der Andreasstraße. / Foto: privat /

 

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