Titelbild mit Artur Schneider, Foto: Giovanni Lo Curto

„Das lasse ich mir nicht nehmen!“

Foto: Giovanni Lo Curto
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Soziales Engagement und politische Bildung

Artur Schneider leitet hier die 2005 gegründete Geschichtswerkstatt, die als Einrichtung des „BUF“ e.V. für eine Handvoll Langzeitarbeitslose eine „Arbeitsgelegenheit mit Mehrfachaufwandentschädigung“, kurz gesprochen MAE-Stellen eingerichtet hat. Zu den Aufgaben der Mitarbeiter zählen Kontrolle, Reinigung und mitunter auch Reparatur der insgesamt 40 Informationstafeln, die entlang der Karl-Marx- und Frankfurter Allee vom Strausberger Platz bis zur Proskauer Straße an markanten und historisch bedeutsamen Orten aufgestellt sind. Diese Kleinodien der politischen Bildung entstanden wie die Ausstellung im Café Sibylle unter der Leitung Artur Schneiders 2010. Immer wieder werden sie Ziel der Zerstörungswut achtloser Zeitgenossen.

Auch Menschen mit Problemen können Hochwertiges schaffen

Momentan wird ein Ausstellungsprojekt über Friedrichshain in der Zeit der NS-Diktatur realisiert. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass sie in Schulen gezeigt werden soll, ähnlich der Ausstellung über 28 Jahre Berliner Mauer, die seit 2010 ununterbrochen auf Reisen ist. „Da kann man jetzt mal was Neues anbieten“, bemerkt Artur Schneider lapidar. Wer seine Mitarbeiter sind? „Da sind Leute dabei, die kaum noch eine Chance auf einen qualifizierten Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. Manche können nicht mehr, andere wollen auch nicht mehr, nach zahlreichen entmutigenden Erfahrungen.“ Artur Schneider gelingt es tatsächlich, sie mit seiner mitreißenden Art zur engagierten Mitarbeit an qualitativ hochwertigen Produkten zu motivieren. Dazu gehört schon etwas.

Café Sibylle – mehr als ein Veranstaltungslokal

Wohl am meisten bekannt unter seinen zahlreichen Projekten ist das Café Sibylle in der Karl-Marx-Allee 72. Mehr noch, der Findigkeit Artur Schneiders ist es zu verdanken, dass der Glanz des Legendären nicht nur erhalten blieb, sondern auch stetig zunahm. Das Café mit seinem prägnanten, ja schon klassisch zu nennenden Schriftzug wurde 1953 als „Milchtrinkhalle“ eingerichtet und gehörte zu den Geschäften, die glücklicherweise die Schließungswellen nach 1990 überstanden und ab Ende der 1990er Jahre liebevoll saniert werden konnten. Mit einer anspruchsvollen historischen Ausstellung über die Geschichte der Karl-Marx-Allee seit den 1940er Jahren versehen, öffnete es 2001 erneut dem Publikumsverkehr. Artur Schneider gelang es, zusammen mit der Union Sozialer Einrichtungen, die Menschen mit psychischen Problemen Gelegenheiten zum Arbeiten verschafft, einen regelmäßigen Schank- und Kulturbetrieb zu organisieren. Binnen kurzem etablierte sich das Café zu einem beliebten Veranstaltungsort für Lesungen, Vorträge und Diskussionen, wobei oft Historisches im Vordergrund steht. Mit von der Partie war auch der damalige Leiter der benachbarten Karl-Marx-Buchhandlung, die nach mehreren Etappen des Verkleinerns ihr Geschäft leider aufgeben musste. Nur der Schriftzug und die holzgetäfelte Inneneinrichtung zeugen von der einstmaligen Buchhandelsinstanz in Friedrichshain.

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