Titelbild mit Artur Schneider, Foto: Giovanni Lo Curto

„Das lasse ich mir nicht nehmen!“

Artur Schneider, Foto: privat
Artur Schneider / Foto: privat /

Der Sohn eines Antifaschisten aus dem Rheinland

Gibt es eine Berufsbezeichnung für das, was Artur Schneider arbeitet – und eine Berufsausbildung? Als der gelernte Elektroschweißer 1972 aus Hoyerswerda nach Berlin kam, lagen prägende Erfahrungen durch die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte hinter ihm und seiner Familie. Manche Einwohner der „Frontstadt“ Berlin haben weniger erlebt.
„Ich wurde zweimal eingeschult!“, erklärt Artur Schneider. „Einmal im Westen zu Ostern und dann ein halbes Jahr später am 1. September in der DDR. Aber eine Schultüte bekam ich nur bei beim ersten Mal!“ Er lacht über diese Erinnerung.
Die Erklärung dieser rätselhaft erscheinenden Worte hängt mit den Umständen der deutschen Nachkriegsjahre zusammen. Sein Vater, ein aus dem faschistischen Zuchthaus entlassener Antifaschist, lebte in Essen als linker Sozialdemokrat, dem die friedliche Vereinigung der Arbeiterparteien als plausibel erschien. Aus Unverständnis gegenüber der ablehnenden Haltung seiner Partei gegen die Vereinigung war er 1946 der KPD beigetreten. Diese schickte ihn, nachdem er wegen des Übertritts berufliche Schwierigkeiten bekam, 1954 samt Familie in die DDR, und zwar nach Zittau. „Mit den Kindern aus den ersten Ehen meiner Eltern waren wir zeitweilig sieben Kinder!“
Seine rheinländischen Eltern fiel es nicht leicht, sich an Sprache und Mentalität der Zittauer zu gewöhnen. Doch der Vater war ein aktiver Mensch, engagierte sich im Stadtrat und wurde BGL-Vorsitzender einer Weberei, konnte aber erst nach zehn Jahren der SED beitreten. Noch länger – bis Ende der 1970er Jahre – verwehrte man ihm die Anerkennung als Verfolgter des Naziregimes. „Für mich hingegen war es relativ einfach. Ich konnte immer schnell die Mitschüler für mich einnehmen.“

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