Kurioser Klassenkampf
Der ganze Fortschritt hatte, nicht zu vergessen, auch seine Schattenseiten. Dies waren die Jahre der Industriellen Revolution und die fand auf den Rücken der Arbeiter statt. In Berlin wurde im Mai 1894 eine ganz besondere Form des Protestes initiiert, um sich gegen die Ausbeutung in den hiesigen Brauereien zu wehren: Der ‚Berliner Bierboykott‘. Nachdem viele Böttcher, die rund um die Uhr Fässer zimmern mussten, am 1. Mai auf den Straßen für höhere Löhne und einen 9-Stunden Arbeitstag kämpften, wurden 455 von ihnen von Großbrauereibesitzern ausgesperrt. Die Zunft zeigte sich solidarisch, man trat in den Streik und Paul Singer, sozialdemokratischer Stadtverordneter, forderte alle Arbeiter dazu auf, kein Bier mehr zu trinken, welches aus Mitgliedsbetrieben des Brauerverbandes „Ring“ stamme. Das Proletariat folgte dem Aufruf, doch die Industriellen zeigten sich zunächst unbeeindruckt. Da aber vor allem der Bierkonsum der Arbeiter für die satten Gewinne der Berliner Großbrauereien sorgte, waren sie nach acht Monaten sinkender Umsatzzahlen schließlich zu Kompromissen bereit. Es gab mehr Lohn, die dafür zu leistenden Arbeitsstunden wurden gesenkt. Auch im Böhmischen Brauhaus.
1922 fusionierte das mittlerweile in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Unternehmen mit der in Hohenschönhausen ansässigen Löwenbrauerei zur ‚Löwenbrauerei-Böhmisches Brauhaus AG‘. Unter dem Markennamen ‚Löwen-Böhmisch‘ brachte man Urgold-, Export-, Bock- und Caramel-Bier auf den Markt. Und das berühmte ‚Pilsator’, das zwar nach Pilsner Brauart entstand, aber doch ganz anders schmeckte. Das ‚Pilsator‘ enthielt mehr Hopfen und weniger Malz als ein Pils, was es bitterer im Geschmack machte.