Streikkommitee 1898. Wegen der immensen sozialen Folgen des 1.Weltkrieges wurden Generalstreiks initiert Quelle: LAB APr.Br.Rep.030Nr.15823

Ein wütendes bitteres Ringen

Du bist nicht organisiert, 1922, Quelle: Landesarchiv Berlin
Nach der Revolution von 1918 erlebten die Organisationen der Lohnabhängigen einen großen Aufschwung. / Quelle: Landesarchiv Berlin /

Arbeitskampf in Friedrichshain.

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Heute gehören Streiks  zu den selbstverständlichen Rechten von Arbeitnehmern. Doch dieses mittlerweile durch das Grundgesetz geschützte Streikrecht musste mühsam erkämpft werden. Auch Friedrichshain war ein Ort solcher Auseinandersetzungen.
1898 versammelten sich Bäckereigesellen in der Brauerei Friedrichshain zu einer Protestveranstaltung gegen ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Organisiert von der „Berliner Gewerkschaftskommission“ forderten sie die Abschaffung von Kost und Logis im Hause des Meisters. Künftig sollten die Meister eine Mietentschädigung von 12 Mark pro Woche zahlen. Weitere Forderungen waren ein Minimallohn von 21 Mark die Woche. Überstunden sollten mit 50 Pfennigen pro Stunde abgegolten werden. Den Bäckern schlossen sich die jungen Schlachtergesellen an. Kost und Logis war für sie die Normalität. Das hieß: Schlafen auf einer Bretterstellage, die nur mit altem Stroh und einem Laken bedeckt war. Entweder lag der Schlafraum unter dem Dach oder im Keller und dort neben dem Arbeitsraum. Um 5 Uhr Morgens begann der Tag. Um 7 Uhr gab es einen Kaffee und eine Schrippe zwischen 9 und 11 Uhr. Die Mittagspause in der Zeit um 14 Uhr dauerte höchstens fünf Minuten, dazu gab es im Winter gefrorene Wurst oder Speck zum Essen. Falls überhaupt spendierte der Meister um 16 Uhr einen Kaffee und danach nichts mehr bis zum Arbeitsschluss gegen 22 Uhr oder später. Die „Berliner Gewerkschaftskommission“, eine Körperschaft, in der sämtliche 89 Gewerkschaften Berlins auf paritätischer Grundlage vereinigt waren, versuchte in Fällen wie diesen in Verhandlungen mit den Arbeitgebern zu treten. Die „Kommission“ traf meistens auf taube Ohren, denn die Gewerkschaften waren als „Streikvereine“ abqualifiziert.
Verhandeln mochten die 17 Tischler der Firma Wöhler & Schwab in der Großen Frankfurter Straße 16 nicht. Um die volle Lohnzahlung durchzusetzen blieben sie der Arbeit 14 Tage fern. Der Chef hatte im Mai 1897 neue Maschinen angeschafft und kürzte deshalb den Lohn. Ähnliches tat sich in der Möbelfabrik Barth in der Fruchtstraße 8. Hier gingen 26 „Bildhauer“ (Gestalter) in den Streik. Der Werkstattleiter mobbte die Mitarbeiter und Barth zahlte 10 Pfennige zu wenig für acht Stunden Arbeit. Auf Proteste reagierte Barth mit Aussperrungen. Daraufhin streikten die „Bildhauer“ elf Tage. Erst als Barth Verluste machte, stellte er die Ausgesperrten wieder ein. 222,50 Mark Unterstützung zahlte die „Berliner Gewerkschaftskommission“ an die „Bildhauer“ aus. Über Beträge von 10 Pfennigen aufwärts sammelte die „Kommission“ Gelder für Streikende ein. Damit wurden zwischen 1894 und 1896 43 Ausstände finanziert und 29 erfolgreich beendet.

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