Schattenwurf
Zur Einweihung der Brücke am 20. Juli 1951 lobte Oberbürgermeister Friedrich Ebert die Bauarbeiter vom VEB Tiefbau und dem VEB Berliner Stahlbau, die das Bauwerk innerhalb von sechs Monaten fertig gestellt hatten. Im Januar 1951 wurde mit den Arbeiten begonnen und 430 Pfähle von 12 bis 16 Metern Länge in den Spreeboden gerammt. „Auf einem Wald“ stand die mit allen Ab- und Anfahrten insgesamt 540 Meter lange Brücke. „Diese Brücke soll uns helfen, einen Teil jener Beschwernisse zu überwinden, die sich aus der auf amerikanischen Befehl von Reuter und Schreiber durchgeführten Spaltung der Hauptstadt Deutschlands für ihre südöstlichen Gebiete ergeben haben”, sagte Ebert. Ein Schatten fiel auf die Einweihung. Am 5. Juli legte das Motorschiff „Heimatland“ mit 127 Kindern und deren Begleitern vom Treptower Landesteg ab. Nach 300 Metern Fahrt, in unmittelbarer Nähe der neuen Brücke, explodierte wegen eines Vergaserdefekts der Benzinmotor. Über 30 Menschen kamen im brennenden Schiff um. Am 1. Juli 1966 stürzten ebenfalls in der Nähe der Brücke zwei Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren in die Spree. Sie hatten am Bahndamm gespielt. Ein Boot der Grenzbrigade „13. August“ war auf Dienstfahrt. Obermaat Willi Fricke sprang ins Wasser, half die Kinder zu retten, wurde aber von der starken Strömung fortgerissen und ertrank. Ein Kind konnte wiederbelebt werden, das andere starb. Propagandistisch wurde Frickes Tod zur Rechtfertigung der Schüsse auf Flüchtende verwertet. „Seine Tat ist ein erneuter Beweis für die Einheit von Volk und Armee in unserem sozialistischen Staat. Wie falsch und verlogen, wirken angesichts der mutigen Tat des Genossen Fricke die Schmähungen der Westberliner und westdeutschen Imperialisten gegen unsere Grenzsoldaten“, sagte Herbert Troschka, 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Treptow.
Schwierigkeiten
Am 22. November 1966 wusste die Presse wieder etwas zum Thema „Imperialisten“ im Zusammenhang mit der Brücke zu berichten. Zwei britische Besatzungssoldaten verfuhren sich an der Einfahrt zur Brücke. Hektisch versuchten sie zu wenden und stießen dabei beinahe mit einem Trabi zusammen. Sofort wurde der Vorfall als „Besatzer provozieren erneut“ gewertet. Auch ohne Imperialisten gab es genug Probleme an diesem Verkehrsbrennpunkt. Die Brücke war viel zu schmal. Vor allem wenn Pferdegespanne, die damals keineswegs selten auf den Straßen der Hauptstadt zu sehen waren, die Brücke benutzten. Wegen des regen Gegenverkehrs war es nicht möglich, diese zu überholen. Eine Mindestgeschwindigkeit von 40 km/h sollte das Problem lösen. Häufig fiel die Beleuchtung aus, die Fahrbahn war zu glitschig oder der Asphalt wurde an den Kanten der tiefer liegenden Stahlplatten brüchig. 1963 war es eine beschlossene Sache: der „Tausendfüßler“ soll abgerissen werden. Das passierte 1970. Der Tenor war: „Die Elsenbrücke wird viel besser!“