Gotische Fasssade Fassade der Pfingstkirche am Petersburger Platz in Berlin, Foto von Ulrich Tempel

Die Kirche im Friedrichshainer Norden

Gotische Fasssade Fassade der Pfingstkirche am Petersburger Platz in Berlin, Foto von Ulrich Tempel
Gotisches Maßwerk wie aus dem Musterbuch, das nach oben in einen Kielbogen ausläuft.
/ Foto: Ulrich Tempel /

Die Fassade ein Schmuckstück

Steht man vor der Kirche auf dem Petersburger Platz, fällt sofort auf, dass die Straßenfassade des Gebäudeensembles breiter ist als die Kirche selbst. Rechts und links wurden Wohn- und Versammlungsräume in mehreren Etagen als Übergang zur umliegenden Bebauung eingefügt. Der Blick wird eingenommen von der dreiteiligen Kirchenfassade und vom Turm. Es lohnt sich, diesen Anblick einmal in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Beginnen wir mit der dreiteiligen Portalhalle. Über zwei vielleicht etwas gedrungenen Säulen, deren Kapitelle Engel und Blattornamente tragen, erheben sich drei Arkadenbögen. Der Übergang zur darüber folgenden Dreifenstergruppe besteht aus einem Band aus farbigen Steinen. Nun folgen drei Maßwerkfenster, die viel natürliches Licht in die Kirche lassen. Ein filigran wirkendes, textil anmutendes Dekor läuft über den drei großen Kirchenfenstern in einem Kielbogen zusammen. Ein Kielbogen ist ein architektonisches Gestaltungselement, das wie ein auf den Kopf gestellter Schiffkiel aussieht. Den Abschluss der Fassade bildet schließlich ein Staffelgiebel, der an märkische Bauten der Spätgotik erinnert und hier leider nur noch unvollständig erhalten ist.
Am 70 Meter hohen Turm taucht das zentrale Element der Fassade wieder auf: Die beiden Geschosse für Glocken und die Uhr, die von vier Ecktürmen eingefasst sind, laufen in Giebeln aus, ebenfalls in Form von Kielbögen. Turm und Kirchenfassade sind durch dieses Architekturelement fest verbunden.
Den Zweiten Weltkrieg überstand der Turm, was für die Anwohner ein ermutigendes Zeichen war. Doch spätestens in den 1970er Jahren wurde klar, dass die Statik des Turms insgesamt bedroht war. Die Erschütterungen des Krieges und die jahrzehntelange Wärme- und Frosteinwirkung hatten ihm stark zugesetzt. Doch bevor es zu grundlegenden Sanierungsmaßnahmen kam, schlug 1977 auch noch der Blitz in die Kirchenspitze ein. Ein damaliger Pfarrer schaffte es, dass binnen Jahresfrist die Schäden durch Bergsteiger wieder repariert wurden. Doch löste dies nicht die Probleme am Turm selbst. Einigen in der Gemeinde schien es, dass ein Abtragen des Turms die einfachste Lösung sei, doch konnten sie sich nicht durchsetzen. 1981/82 wurde der Turm durch ein Gerüst gesichert und dann – einem Gutachten eines erfahrenen Bausachverständigen folgend – eine sogenannte Umschnürungsstahlkonstruktion eingefügt. Der Turm erhielt also eine Art eisernes Korsett. Dieses lässt sich, wenn man genau hinschaut, ungefähr auf Höhe der Glockenebene gut erkennen, obgleich es die Gesamtwirkung des Turms keineswegs beeinträchtigt. Wer das prüfen möchte, muss sich jedoch noch gedulden, da der Turm aktuell eingerüstet ist.
Die Gottesdienste finden in der warmen Jahreszeit in der Kirche und sonst im Saal des Ende der 1920er Jahre errichteten Gemeindehauses statt, das seit einiger Zeit von der Evangelischen Schule Berlin-Friedrichshain genutzt wird. Ein Gemeinderaum befindet sich zudem im abgetrennten unteren Bereich des nördlichen Seitenschiffs unter der Empore.

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