Liebe Leserinnen und Leser,
wir wohnen ja in der Rigaer Straße, die seit einiger Zeit nicht mehr einfach eine Straße, sondern ein Symbol für alles Mögliche geworden ist. Zwar hoffen wir, dass es bis zum Erscheinen dieser Ausgabe unserer Zeitschrift wieder ruhig ist vor unserer Haustür, dennoch haben die merkwürdigen Ereignisse rund um das Haus mit der Nr. 94 ihre Spuren bei uns hinterlassen. Besonders erschüttert hat uns das Missverhältnis zwischen unserem eigenen Erleben und den Schlagzeilen in den Medien. Da wird eine Demo plötzlich zur Gewaltorgie, obwohl Augenzeugen und selbst die Polizei in ihrem Twitteraccount bis zur Auflösung der Veranstaltung nichts dergleichen bemerken. Da werden Vermutungen und Behauptungen unversehens zu Tatsachen, selbst wenn sich einige davon widersprechen. Undifferenziert verwenden Journalisten Begriffe wie „Linksautonome Randalierer“ und beziehen damit alle Bewohner ehemals besetzter Häuser in der Rigaer Straße ein, ohne sich eingehend mit ihnen befasst zu haben. Das wirft Fragen auf, denen wir auf jeden Fall nachgehen, aber mit ein bisschen Abstand in einem der nächsten Hefte und mit genau der journalistischen Sorgfalt, die wir uns auch von den anderen Medien wünschen.
So, genug gemoppert, wie man in unserer Familie zu sagen pflegt. Widmen wir uns den schönen Dingen des Lebens: Dem aufregenden Leben eines freundlichen Friedrichshainers, den wilden Typen aus alten Zeiten, den Kneipen, den Kinos, der Musik und der leichten Unterhaltung. Es ist Sommer. Genießen Sie ihn! Die Kulturtipps haben wir in den Volkspark Friedrichshain verlegt und über die Grenze unserer üblichen Wahrnehmung der Welt: nach Kreuzberg. Aber nur, weil es auch dort etwas über Friedrichshain zu erfahren gibt.
Viel Spaß beim Lesen und Ausgehen wünscht im Namen der Redaktion
Anke Wagner