Das Karussell Kino, 1941, Quelle: Kunstwissenschaft TU Berlin

Schmelzendes Zelluloid, genervte Musiker und leicht bekleidete Tänzerinnen

Concordia Filmankündigung von 1924, Quelle: Landesarchiv Berlin
1924 im Concordia: Der Stummfilmstar Hans Mierendorff spielte Hauptrollen in Kriminalfilmen. Bruno Kastner war zur Stummfilmzeit ein Frauenschwarm. / Quelle: Landesarchiv Berlin /

Kinodramen in mehreren Akten

Filme wurden seinerzeit in mehreren „Akten“ gezeigt. So auch im „Merkur-Palast“ in der Palisadenstraße 26, mit 653 Sitzplätzen in einem ehemaligen Gebetssaal der Heilsarmee. 1923 stand hier nur ein Filmprojektor. Behende wechselte Filmvorführer Erich Ber eines Abends die vierte Spule von „Ausgerechnet Wolkenkratzer“. Der Violinist überbrückte mit seinem Kollegen am Klavier diese Pause. Erich Ber wollte den Musikern ein Zeichen geben und ging in den Zuschauerraum. Plötzlich sah er einen Feuerschein im Vorführraum. Die Projektionslampe brannte wegen einer Stromnetz-Überspannung. Verzweifelt warf der Filmvorführer eine Pferde­decke über den Projektor. Leider nicht schnell genug: Bis die Feuerwehr eintraf, waren 240 m von jenem Filmteil, in dem Harold Lloyd am Zeiger einer riesigen Uhr hängt, geschmolzen.
Filme dieser Zeit wurden mit 16 oder 22 Bildern pro Sekunde gedreht und vorgeführt. Um Stimmungen oder Aussagen zu unterstützen, waren fast alle Filme eingefärbt. Zur opulenten Musik- und Effektunterstützung setzte man Filmorgeln oder Filmorchester ein. Auf Podien vor den Kinoleinwänden traten in den Pausen oder vor den Filmen Schauspieler auf. Gegeben wurden kleine Sketche oder volkstümliche Stücke. „Venus im Arrest“ oder „Monsieur Herkules“ waren beim Publikum beliebt. Dafür mussten die Kinobetreiber Extraspielerlaubnisse einholen.
Gern gesehen war die Detektivserie „Harry Hill“, wo im Vorprogramm zu „Mit 300 PS-Vollgas“ (1919), fünf leicht bekleidete Tänzerinnen auftraten. So etwas konnten sich jedoch nur große Häuser leisten, wie die „Concordia-Lichtspiele“ in der Andreasstraße 64 oder der „Luna-Palast“ in der Großen Frankfurter Straße 121. Hier startete  am 6. Juli 1932 die „Lucia Rollehs Nacktrevue“ mit 21 Bildern und erntete Ärger wegen freizügiger Werbeplakate.

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