„Regeneration“ und Protest am Kottbusser Tor
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„Das kann nur von Deutschen gebaut worden sein, es ist so billig gebaut!“, war der Kommentar eines Vorübergehenden zum Gecekondu am Kottbusser Tor.
Gecekondu ist der türkische Ausdruck für primitive, sozusagen über Nacht errichtete Häuser am Rand einer Großstadt (von gece: Nacht). Das Gecekondu am Kottbusser Tor ist jedoch weder am Stadtrand noch über Nacht errichtet worden und auch nicht von Menschen, die ihr Glück in der Großstadt suchen. Schüler der Kreuzberger Jens-Nydahl-Schule und Mieter von Wohnungen der umliegenden Hochhäuser bauten es tagsüber als Aktion gegen ihre drohende Vertreibung aus dem Zentrum in die Randzonen Berlins.
Mehr als ein Symbol
Die Gemeinsamkeit mit Hüttensiedlungen an der Peripherie türkischer Großstädte besteht im Mangel an bezahlbaren Wohnraum in der Innenstadt. Bedrohlich ist die Entwicklung am Berliner Wohnungsmarkt.
Beide Teile Berlins waren bis zur Maueröffnung von Deindustrialisierungen und den Folgen transkontinentaler Grundstückspekulationen relativ verschont geblieben. Subventionen flossen in die „verlängerte Werkbank“ Westberlin und bevorzugt wurde auch die „Hauptstadt der DDR“ mit Investitionsmitteln versorgt. Seit 1990 ist die Stadt einer Entwicklung ausgesetzt, die in Westeuropa zur Verarmung großer Bevölkerungsteile und einer Umschichtung der Einwohnerstruktur in den Städten führt.