Folgen unterschätzt
Im August 1914 begann der Erste Weltkrieg. Die Reichsregierung rechnete mit einem kurzen Krieg. Schon Ende 1914 fehlten infolge von Handelsblockaden, Missernten und Missorganisation die Grundnahrungsmittel.
Die Regierung verkündete Höchstpreisgrenzen. Diese wurden von Großbauern mit dem Argument: „Lieber füttere ich die Schweine mit Gemüse“ als „Kriegssozialismus“ abgelehnt. Von den Berliner Gangster Syndikaten (Ringvereine) organisierte „Zwischenhändler“ kauften ganze Ernten auf und trieben die Preise immer höher. Wegen Preiswucher wurde am 14. Oktober 1915 ein Laden der Großbutterfirma Assmann an der Eberty-/Ecke Straßmannstraße geplündert. Das Absinken der Kartoffelrationen im Frühjahr 1917 führte zu Tumulten vor den Geschäften. Weil die Frauen ihre Kinder mitnehmen mussten, waren diese in Gefahr, erdrückt oder über den Haufen gerannt zu werden. „Selbst Schutzleute sind dem Ansturm gegenüber machtlos“, schrieb Polizeirat Dr. Freiling: „Hunderte warten stundenlang auf Kartoffeln, viele vergeblich. Alle klagen über Hunger, manche unter bitteren Tränen“. Er warnte: „daß die unruhige Stimmung der Bevölkerung in bedenklicher Weise gefördert wird“.