Kati Nicke und Tim Schleinitz vom Freien Radio StudioAnsage.
Von
Es gibt Leute, die informieren sich durch das Fernsehen, andere aus der Zeitung, noch andere aus dem Radio. Welcher Typ sind Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Sind Sie eher ein Radiomensch oder eher ein Zeitungs- oder Fernsehmensch? Berühmte Radioadressen in Berlin sind in der Masurenallee und in der Kufsteiner Straße, im Osten Berlins war es die Nalepastraße. Kaum aber ist bekannt, dass es auch in Friedrichshain eine Radioadresse gibt: In der Kreutziger Straße 23 befindet sich das StudioAnsage, das jeden Mittwoch von 6 – 1 Uhr auf der UKW-Frequenz 88,4 MHz in Berlin und auf 90,7 MHz südlich der Stadt und in Potsdam Programm anbietet.
Besonderes Interesse für Medien
Wer sich in ein Radio-Studio begibt, geht durch dicke Türen in einen schallschluckenden Raum, in dem sich Stimmen und alle Geräusche etwas komisch anhören. Die Mikrofone sind angehängt und meist bekommt man Ohrhörer aufgesetzt. Es gibt Leute, bei denen angesichts dieser etwas befremdlich wirkenden Welt die Herzen sofort höher schlagen. Zwei von ihnen habe ich getroffen, Kati Nicke und Tim Schleinitz.
Für Medien hatte Kati schon immer ein besonderes Interesse. Die Druckerin und Politologin schrieb und fotografierte als Schülerin für die Lokalzeitung. 2004 kam sie in Potsdam mit der freien Radio-Szene in Kontakt, als sie an einem Kunstprojekt anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung vom Faschismus teilnahm, für das eine vierwöchige UKW-Veranstaltungsfrequenz beantragt worden war. Sie unterstützte das Künstlerkollektiv bei der Einrichtung eines Studios. Der Radiosender durfte auf einem Kirchturm angebracht werden. Im November 2014 holte sie die viertägige Zukunftswerkstatt Community Media des Bundesverbandes Freier Radios nach Berlin und Potsdam, auf der sich über 120 Medienbegeisterte aus über 20 Ländern über Freie und Bürgerradios austauschten.
Tim studierte in Jena Politik und Sprachwissenschaft und machte ein Praktikum beim Freien Radio LOTTE in Weimar, wo er in der Nachrichten-Redaktion arbeitete und Beiträge vorbereitete. Als Student hat er bei der Hauspost im RBB gearbeitet. Er ist als wissenschaftliche Hilfskraft im Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam tätig und übernimmt gelegentlich Technik-Jobs für Wochenendveranstaltungen. „Radio machen ist eine sinnvolle Tätigkeit, die mir Spaß macht. Ich sehe das Radio als politisches Projekt: wie wollen wir als unterschiedliche Menschen selbstbestimmt zusammenkommen? Es kann aber auch als Austauschplattform für Hörerinnen und Hörer dienen.“