Boxhagener Straße 28 im August 1948 | Foto: Blunk, Bundesarchiv, Bild 183-H 28368. Wiki Commons

„Den behalten wir als Erinnerung an die Zeiten.“

Boxhagener Straße 28 im August 1948 | Foto: Blunk, Bundesarchiv, Bild 183-H 28368. Wiki Commons
Auch das Haus in der Boxhagener Straße 28, wo Frau T. als Kind wohnte, war getroffen worden. In der warmen Jahreszeit, wie hier im August 1948, konnte man das offene Zimmer nutzen. / Foto: Blunk, Bundesarchiv, Bild 183-H 28368. Wiki Commons /

Zwei Episoden aus der Zeit des Kriegsendes in Friedrichshain.

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Es müssen schreckliche Tage der verzweifelt quälenden Ungewissheit gewesen sein, heute überhaupt nicht mehr vorstellbar. Die furchtbaren Luftangriffe im Februar und März 1945 hatten einen großen Teil des Nordwestes Kreuzbergs und des südwestlichen Friedrichshains zerstört, weite Teile der Frankfurter Allee lagen in Trümmern. Vielen Menschen hatten die Bombardements das Leben gekostet, Nachbarn, Kollegen, Verwandte, Freunde, Bekannte. Aber auch Menschen, mit denen man weiter nichts am Hut hatte oder die man nicht leiden konnte, zählten zu den Opfern. Die deutsche Zivilbevölkerung erlitt nun die Irrationalität des verbrecherischen Krieges, der vom nationalsozialistischen Deutschland ausgegangen war. Noch einmal gab es am 10. und 17. April Luftangriffe auf Berlin – und dann nicht mehr. Unterdessen arbeitete die deutsche Kriegsmaschinerie weiter, appellierte die NS-Propaganda an das Durchhaltevermögen, wies auf den Endsieg. Letzte Reserven wurden mobilisiert, Gräben ausgehoben, der „Volkssturm“ mobilisiert. Das waren Kampfverbände aus Jugendlichen, Invaliden und Rentnern, die sich glücklich schätzen konnten, wenn sie nicht mit der routiniert vorgehenden und technisch bestens ausgestatteten Roten Armee in Berührung kamen. Viele Häuser wurden dann noch in den Kämpfen zerstört oder schwer beschädigt. Die Frankfurter Allee sah stellenweise wie eine Sandwüste aus, aus der vereinzelt steinerne Felsen ragten.

Erste antifaschistische Aktion – verboten.

Die allermeisten Menschen in Friedrichshain erlebten die Befreiung von der NS-Diktatur in den Kellern, im Zwiespalt aus Angst vor den Soldaten des Landes, das von Deutschland angegriffen worden war und Hoffnung, dass aller Kriegsschrecken endlich ein Ende haben würde. Ende April wurde der Süden und Osten Friedrichshains von der Roten Armee besetzt. Im Schreinerhof an der Ecke Schreiner- und Voigtstraße im heutigen Nordkiez wurde die erste Zivilverwaltung eingrichtet, das erste Rathaus, wenn man so will. Man versuchte, erste Schritte zum Aufbau zu unternehmen, während einige Kilometer weiter noch geschossen wurde. Dabei wurden auch Nazigegner aktiv, die in den letzte Jahren still gehalten hatten. Vormalige Parteizugehörigkeit spielte keine Rolle. Am ersten Mai 1945 wollten sie eine Manifestation im Schreinerhof abhalten, doch die Sowjets schickten die Leute nach Hause. Schließlich herrschte noch Krieg. Wer weiß, vielleicht hätte der Wortlaut der geplanten Manifestation später in jedem DDR-Geschichtsbuch gestanden: das früheste Dokument der Befreiung! Aber Geschichte verläuft eben nach eigenen Gesetzen.

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