Import und Grossindustrielle Verarbeitung von Kaffee, Quelle: Brockhaus Lexicon 1908

Kaffeelust

Kaffee war immer schon sehr beliebt. Bild: Kaffeeschmuggler, Quelle: FHXB-Museum
Versteckter Kaffeetransport / Quelle: FHXB-Museum /

Wurden die Händler zu kess, ordnete die sowjetische Zentral­kommandantur Maßnahmen an. Dann wurden Beamte des Friedrichshainer Gewerbe­außendienstes aktiv. Sie durchsuchten auf Grund einer vertraulichen Mitteilung am 19. Juni 1949 eine Wohnung in der Simon-Dach-Straße 36 und entdeckten drei Kilo Röstkaffee und sieben Kilo Kaffee zum Selberrösten. Mehr wurde in der Koppenstraße 58 gefunden. Im Hinterzimmer eines Ladens standen vier Säcke roher Kaffee und ein Zentner Röstkaffee. Erst nach gründlicher Durchsuchung einer Wohnung der Gabriel-Max-Straße 11 kam mehr als ein Kilo Rohkaffee an Tageslicht. Aber auch im Reformhaus Krossener Straße 23 wurde man fündig. Für 10 Gramm Bohnenkaffee zahlten Kunden drei Mark. Im Spezialangebot vom Friseursalon der Gubener Straße 43 standen 5-Gramm-Tütchen mit gemahlenem Bohnenkaffee zu zwei Mark zwanzig im Angebot. Preise in Höhe damaliger Stundenlöhne.
Rasno zog sich 1950 aus ihren dunklen Geschäften zurück. Zwecks Devisengewinnung förderte jetzt die Staatssicherheit den stillen Kaffeeexport über die Oberbaumbrücke nach Westberlin. Der blieb erfolgreich, bis die dortigen Kaffeepreise fielen. Bald stapelten sich Kaffeesäcke in den illegalen Großlagern in der Friedenstraße 26 und der Palisadenstraße 14, die bei allen Razzien ausgeklammert blieben. Die Händler wechselten kurzerhand ihr Hauptabsatzgebiet. Hunderte Kaffeesäcke gingen mit Fahrzeugen der Volkspolizei nach Leipzig, wo sie „unter der Hand“ für 10 Mark pro Viertelpfund weg gingen. Damit sah die Staatssicherheit den Bogen überspannt. Republikweit und mit großem Propagandaaufwand wurde im April 1955 die „Aktion Grün“ gegen „Schieber und Spekulanten“ in Gang gesetzt. Sie mündete Ende 1955 in einem Schauprozess gegen Haupt- und Nebenbeteiligte. Indes, die graue Eminenz der Schmuggler saß in einem  MfS-Stützpunkt in Westberlin, einer kleinen Pension am Kurfürstendamm.

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