Der Comeniusplatz heute: Ruhiger Ort für Kinder und Erwachsene. / Foto: Detlef Krenz /

Eislauf und Geschiebekunde

Eine Ausgabe der Friedrichshainer Rote Fahne von 1934 / Quelle: „Widerstand in Friedrichshain“ S. 122 keine nähere Angabe zum Repro /
Eine Ausgabe der Friedrichshainer Rote Fahne von 1934
/ Quelle: „Widerstand in Friedrichshain“ /

Zeitung im Dunklen

Eng und arm war es im Friedrichshain der 1920er Jahre. 1928 lebten 6.393 Menschen in Kellerwohnungen und über 2.100 Personen in Dachwohnungen. Hier, im „roten Bezirk“, gewann die KPD bis 1933 ca. 2.650 Mitglieder. Nach dem 30. Januar 1933 nahmen etwa 100 KPD-Leute im „Unterbezirk Friedrichshain“ ihre illegale Parteiarbeit auf.  Leiter der „Gruppe Comenius“ war der Knopfmacher Max Hoppe aus der Memeler Straße 66 (heute Marchlewskistraße). Er kassierte  Beiträge, warb neue Mitglieder und verteilte die „Friedrichshainer Rote Fahne“. Sie erschien alle 14 Tage, kostete 10 Pfennig und erreichte 1934 eine Auflage von 1.500 Stück.  Als „Der Widerstand, Zeitung zur Bildung der Volksfront gegen den Faschismus“, wurde sie zwischen Mitte November 1935 bis Februar 1936 auch in Weißensee und Prenzlauer Berg vertrieben. Der Schlosser Paul Hoffmann war nicht nur am Druck des Blattes beteiligt, er brachte im Bezirk Klebezettel an mit dem Text: „Wir hassen vereint, Wir kämpfen vereint, Wir schlagen des Volkes Feind Hitler!“ 1936 flog die Gruppe auf. 172 Personen kamen vor Gericht. Max Hoppe wurde zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nicht nur Spitzel, Täuschung oder Folter führten zur Auflösung der illegalen KPD in Friedrichshain. Die rege Untergrundtätigkeit der insgesamt ca. 250 Mitglieder verleitete zur Unvorsichtigkeit.
Nur wenige, wie Rudi Marceus, Leiter der technischen Abteilung der Friedrichshainer Roten Fahne, konnten fliehen. Er ging zunächst nach Prag und fiel als Spanienkämpfer. Die meisten seiner Genossen vom „Unterbezirk Friedrichshain“ starben infolge von Haftbedingungen oder gleich nach dem Krieg. Die „Gruppe Comenius“ gehörte, wie der „Unterbezirk Friedrichshain”, zu den „bestorganisierten Widerstandsgemeinschaften“ urteilte 1937 die Gestapo.
Für 1,8 Mio Euro aus EU-Mitteln wurde der Comeniusplatz zwischen 2012 und 2014 Fahrrad- und Kindergerecht umgebaut. Der von vielen Arztpraxen und Büros flankierte Platz zählt heute zu den schönen und ruhigen Ecken Friedrichshains.

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