Schaufenster-Hohlkörper | Quelle: Der Kreis, 1925

Allerliebst dekoriert

Kameragondel eines Spionageballons | Quelle: Propagandaschrift
1958 stand die Kameragondel eines Spionageballons im Schaufenster. / Quelle: Propagandaschrift /

Agitation

In einem Schaufenster an der Stalinallee 164 war am 9. November 1958 Aufregendes zu sehen. Ausgestellt war die Fotogondel eines amerikanischen Spionageballons. Dieser war auf dem Gebiet der UdSSR abgestürzt. Von Giebelstadt bei Würzburg oder anderen Orten in Westeuropa aus wurden im Januar 1956 Stratosphärenballons gestartet. Mit einem automatisch fotografierenden System ausgerüstet, überquerten diese Ballons die Sowjetunion. In Höhen von bis zu 30.000 Metern und von erdumspannenden Starkwindbändern bis zu 540 km/h schnell angetrieben, überstanden nur 44 der 519 gestarteten Ballons die mehrtägige Reise. Sie landeten in Alaska, im Südchinesischen Meer, wurden über dem Pazifik von Flugzeugen eingefangen oder von japanischen Schulkindern gefunden. Die sowjetische Luftabwehr fing viele Ballons ab. Pressevorführungen in Giebelstadt von Starts der baugleichen Ballons mit wissenschaftlicher Last dienten 1955 der Tarnung dieser Spionage-Aktionen genauso wie zahlreiche Ballons mit Flugblättern, die über Osteuropa zur selben Zeit aufgelassen wurden. Unter großem Propagandaaufwand wurden in Berlin und den großen Städten des Ostblocks die Kameras und Funkanlagen der Ballon-Spionage-Aktion gezeigt. Sowjetische Wissenschaftler zeigten ebenfalls ein reges Interesse. 1959 umrundete und fotografierte die Sonde Lunik 3 erfolgreich die Mondrückseite und sendete Bilder zur Erde. Neben einem Modell der Lunik 3 waren diese Fotos auch im Schaufenster der Stalinallee 164 zu sehen. Verschwiegen blieb, dass das Filmmaterial für diese Aufnahmen aus den unversehrten Kassetten der Spionageballons stammte.

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