
10 Minuten Gemeinsamkeit
Am 14. April 1947 traten tausende von Metallarbeitern in Ost-und Westberlin, davon 5.500 Kollegen in Friedrichshain, in einen zehnminütigen Streik. Grund war die Wiedereinsetzung des Siemensmanagers und NSDAP Förderers Wolf-Dietrich von Witzleben, zur NS-Zeit bei Siemens Personalchef. Seinerzeit hatte er einen „Hilfswerksschutz“, eine innerbetriebliche SA gegen Zwangsarbeiter ins Leben gerufen. Weil er selbst kein NSDAP-Mitglied war und die Umwandlung einer Klosterschule in eine NS-Einrichtung verhinderte, galt er als entlasteter „Mitläufer“. Doch angesichts seiner Verstrickungen im NS-Staat stieß dieser Freispruch auf den massiven Widerstand der noch nicht in Ost- und Westblöcke geteilten Gewerkschaften. Sie riefen zu einem 10-Minutenstreik an den Arbeitsplätzen auf. Trotz aller sich abzeichnenden politischen Gegensätze fand der Aufruf Widerhall und wurde zum letzten Gesamtberliner Streik vor 1989.