Kleine Weltpolitik
Am 4. Juni 1949 besetzten Polizeikräfte die Warschauer Brücke. Grund: vermutete Anschläge auf Bahnanlagen. Hintergrund: Infolge der Währungsreform war im Westberlin seit dem 20. März 1949 die D-Mark das alleinige gesetzliche Zahlungsmittel. Deshalb wollten die West-Berliner S-Bahner in DM-West ausbezahlt werden. Die S-Bahn stand jedoch unter Verwaltung der Ost-Berliner Reichsbahnverwaltung und in Ostberlin war der Besitz von D-Mark unter Strafandrohung verboten. Die Forderung nach Westgeldzahlung galt deshalb als „illegal“. Unter den Westberliner Eisenbahnern in der Betriebsküche am Schlesischen Bahnhof brodelte es. Die Westberliner Gewerkschaft UGO (Unabhängige Gewerkschaftsopposition) rief zum Streik auf. Von UGO-Seite hieß es: „Es handelt sich nicht mehr um eine Aktion, bei der es allein um die Westmarkzahlung geht, sondern darum, Berlin ein zweites Mal zu erobern“. Aus der Sicht des Ostberliner FDGB (Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes) ein Aufruf zur „Sabotage“. Der Konflikt eskalierte bis hin zu Schießereien. Der Streik endete nach fünf Wochen mit einer 60%-Westgeld-Vereinbarung.