Möbel aus Friedrichshain.
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Am 12. Juli 1950 jubelte die SED-Tageszeitung Neue Deutschland: „Im VEB Berliner Möbelwerke fliegen die Späne“. Intern jedoch musste Friedrich Gajewski, parteilos und Leiter der Arbeitsvorbereitung zugeben: „Wir sind durch den außerplanmäßigen Auftrag der 400 Konferenztische in diesem Monat stark überlastet”. Die Konferenztische – der außerplanmäßige Auftrag – waren für den III. Parteitag der SED bestimmt. Gajewski hatte ein Problem: die „fliegenden Späne“ waren zu dick. Er brauchte dünne Späne. Davon hatte er zu wenige. Der „VEB Berolina Möbelfabrik“ sammelte Holzspäne für Pressplatten. Nur, Holzspäne mussten beim „VEB Feinwurst“ abgegeben werden. Ständig wurden Buchenholz und andere Späne für die Räucherei benötigt, die dem Berolina Möbelwerk fehlten. Die „Berliner Möbelwerke“, an der Warschauer Straße 58 verfügten über effektive Vierblattkreissägen, die wenig Abfall erzeugten. Traurig berichtete Herr Gajewski: „Es entsteht ein ganz geringer Anfall von Holz- und Späneabfällen, zudem kommen über die Absaugvorrichtung des gesamten Betriebes zu wenige Hobelspäne zusammen. Diese Menge wie auch die Mischung taugt nicht zur Produktion von Pressplatten“.
Ersatz
Echtes Tischlerholz, war 1951 Mangelware. „Isotrope richtungslose Holzspanplatten“, aus zerspanten, fest gepressten und verklebten Holzabfällen sollten diesen Mangel beseitigen. Erfolgreich verarbeitete die Westdeutsche Firma Otto Kreinbaum Presspäne für ihre „Okaltüren“. Um einschlägige Schriften einzusehen, ging ein Möbelwerker ins Westberliner Patentamt. Der dafür nötige Idealspan sollte 0,5 mm Stärke und 1 – 2 Kubikzentimeter Fläche haben. Welche Bindemittel, welche Drücke und Temperaturen zum Einsatz kommen sollten, wurde bei den DDR-Hohlsteinziegeleien und Papierfabriken angefragt. Das VEB Plattenwerk Schönheide hatte herausgefunden, dass sich Hobelspäne gut verarbeiten ließen, wenn sie in einem Nebel aus „Thermocolleim“ besprüht werden. Das Spänegut ständig mit Harken und Schaufeln umzuwenden, war Frauenarbeit. Die klebrigen Späne wurden dann in einen Spänekasten geschüttelt und von diesem in eine Zinklauge, wo sie teigartig zusammenbackten. Dieser „Teig“ kam zur Plattenpresse. 10 Atü Druck bei 300 Grad Temperatur waren mit dieser Presse aus Westproduktion möglich. Aus volkseigener Produktion gab es solche nicht. Auch vom „Thermocolleim“ war zunächst nicht viel vorhanden. Die Spanplattenproduktion nach diesem Verfahren sollte helfen, viele Möbel und andere Holzerzeugnisse herzustellen. Da geeignete Späne aber zur Mangelware zählten, durfte 1952 das Sägewerk Stralau Holzreste nicht mehr gegen Küchenabfälle tauschen. Damit fehlten den Viehzüchtern die Küchenabfälle für ihre Schweine und Kühe.