Die Steuerbehörde braut mit
Jeder, der gern bäckt und kocht, hat garantiert schon einmal mit dem Gedanken gespielt, sein eigenes Bier zu brauen. Aber wer kann von sich sagen, es ausprobiert zu haben? Zumal es gar nicht so einfach ist, und das nicht etwa, weil das Brauen so schwer fällt. Der Grund liegt woanders: „Jeder Sud unterliegt der Biersteuer und muss mindestens eine Woche vor dem Brauen angemeldet werden“, erklärt Christoph Flessa. Wer glaubt, Brauer sind wohlbeleibte, stiernackige Herren mit roten Knollennasen in Lederschürze und Holzpantinen, wird beim Anblick des eher klein und unauffällig wirkenden, schlanken und lebhaften Mannes mit Pullover, Jeans, Turnschuhen und kurzen Haaren vielleicht enttäuscht sein. Dafür wird man durch die angenehme Plauderei des Brauereiinhabers entschädigt, der sich der Tatsache bewusst ist, als Brauer im Kiez etwas Besonderes zu sein. „Bis zu 200 Liter darf jeder pro Jahr brauen. Aber angemeldet muss es sein. Andernfalls kann es dir gehen wie Uli Hoeneß.“ Und feixend fügt er hinzu: „Du bekommst beim Steueramt einen Aktenvorgang und dann warten die darauf, bis du die 200 Liter überschritten hast.“
Die Idee kam in Mexiko
Christoph kommt aus Bochum und machte während seines Fachabiturs in Bonn ein Praktikum in einer Gärtnerei, das er dann zu einer richtigen Ausbildung zum Gärtner verlängerte. In den Wintermonaten, wenn es keine Arbeit gab, bereiste er warme Länder. Schließlich blieb er in Mexiko hängen. Aber zuerst verschlug es ihn nach Berlin. Warum? Er strahlt: „1990! Die Mauer war auf! Das waren wunderbare, wilde Zeiten!“ Ab 1999 blieb er für acht Jahre in Mexiko und arbeitete dort unter anderem als Deutschlehrer. Eigentlich wollte er dort eine Brauerei aufmachen. Die ersten nötigsten Kenntnisse hatte er sich dort erworben. Doch nahm ab 2007 die Gewalt in Mexiko unglaublich zu: Schutzgelderpressung, Entführungen. „Meine Frau und ich zogen wieder nach Berlin.“ Das erste Kind war schon unterwegs. Hier probierte er weiter Braurezepte aus, erst auf dem Balkon, dann im Keller, schaffte sich Apparaturen wie eine kleine Abfüllanlage an. 2010 fiel die Entscheidung, vorläufig nicht zurück zu kehren.