Vom Kaiserreich bis heute – Das Beispiel Berlin.
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Es ist ein handliches 200 Seiten starkes Nachschlagewerk aus dem Verlag Bertz-Fischer, das dem Rezensenten vorliegt. Unter der Herausgeberschaft von Philipp Mattern, finden sich 11 Beträge zum Thema „Mieterkämpfe“. Bezogen auf Berlin, widmen sich 14 Autoren diesem Thema, der zeitliche Radius reicht vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Manche dieser Beiträge bemühen sich um Objektivität, andere sind aus der nahen Distanz unmittelbar Beteiligter geschrieben. Positiv ist hier der Beitrag zu den Mieterkämpfen im Märkischen Viertel und der Kampf der transnationalen Community um menschenwürdiges Wohnen und gegen Mietwucher zu erwähnen. Ein Mangel des Buches ist, dass die Belange von Gewerbemietern unberücksichtigt geblieben sind. Klein- und mittelständische Gewerbetreibende waren oder sind ebenfalls über den gesamten vom Buch erfassten Zeitraum von Mietwucher und Vertreibung betroffen. Über die Situation der Gewerbetreibenden wurden in vergangenen Jahrzehnten diverse kritische Studien verfasst, so etwa in den späten 1930er Jahren über die „Filmstadt“ im Bereich der südlichen Friedrichstadt. Ende der 1950er Jahre beschäftigte sich die Stadtplanerin Ilse Balg mit dem ehemaligen „Exportviertel“ im Umkreis der Kreuzberger Ritterstraße und entwarf Szenarien zum Erhalt dieses verschwundenen Stadtteils, um nur zwei Vergessene zu erwähnen. Auch wird nicht hinterfragt, ob der gesamte Zeitraum zwischen 1933 bis 1968 wirklich so frei von Mieterkämpfen war, wie es das Buch behauptet. Zwar wird der „weiße Kreis“ – der Wegfall der Mietgrenze, als Thema behandelt, aber nicht erwähnt, inwieweit Parteien dieses Thema für ihre Zwecke genutzt haben, so 1968 zum Beispiel die NPD, die versuchte über dieses Thema in Berlin Fuß zu fassen. Dennoch ist das Buch jedem zu empfehlen, der sich einen schnellen Themen-Überblick verschaffen möchte.
Philipp Mattern (Hg.): Mieterkämpfe. 212 Seiten, 30 Fotos, Paperback, Kosten 10,- Euro.