Leiterin der Friedrichshainer Theaterkapelle
Kritiker halten ihre Inszenierungen für Albtraumhaft surreal, sie hingegen sagt, sie will alles aus den Schauspielern herausbekommen, um „ein Stückchen Wahrheit über die grausame, schöne Bestie Mensch zu erlangen“. Sie würde verunsichern, heißt es, und keine klaren Antworten erteilen. Welche klaren Antworten dies sein sollten, entgegnen Zuschauer, die von ihren Aufführungen begeistert sind. Das ist politisches Theater, wie sie es versteht, nicht vordergründig. Die Zuschauer müssen ihre eigenen Bilder und Assoziationen entwickeln. Als sie 2005 den Zuschlag für die Bühne des finanziell gescheiterten Ost-End-Theaters in der Friedhofskapelle in der Boxhagener Straße erhielt, begann für sie eine fast zehnjährige reiche Schaffensperiode.
Die kleine Kapelle in der Boxhagener Straße 99–101 wurde 1879 auf dem Friedhof der Kolonie Friedrichsberg errichtet, der seit 1867 besteht. Ihre Erbauer Gustav Koblauch (1833–1916) und Eduard Wex (1827–1902), hatten sich beide bereits 1866 mit dem Bau der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße einen Namen gemacht. Im Rahmen einer Umstrukturierung der Kirchenkreise im Jahr 1949 folgte die Umwandlung zu einer Kirche mit dem Namen Verheißungskirche. 2001 wurde das Gebäude saniert. Christina baute sich ein kleines Team auf. Gespielt wurden unter anderem Elfriede Jelinek, Heiner Müller, Thomas Martin, eine Büchner-Bearbeitung „Woyzecken – Bürger, Trinker, Antifa“ oder die Uraufführung: „Tage des Zorns“ mit einer Tanzperformance. Kritiken der Kulturpresse waren begeistert: „Vollbluttheater!“, „Absolut genial!“, „Zum Heulen schön!“ Auch etliche Gastspiele fanden hier statt. Die Musik- und Tanzszene bekam ein Heim, es gab Kinderveranstaltungen und viele kleine aber wichtige Performances aus dem Kiez, wie der „Lesemarathon“ oder eine Veranstaltung anlässlich des 20. Jahrestags der Räumung der Mainzer Straße.
Dagegen flossen die Mittel nur spärlich. Selbst leitende Kulturarbeiter in solchen Projekten leben gewöhnlich mit einem Gehalt, das nur wenig über dem Sozialhilfeniveau liegt. Wer glaubt, dass Kultur von Eigeneinnahmen leben kann, versteht nichts davon. Diese Last wirkte sich auch auf die Inszenierungen aus. Kaum wahrgenommen aber trotzdem substanziell zu vielen prekären Kulturprojekten dazugehörig ist die Sozialarbeit mit Langzeitarbeitslosen, die vom Arbeitsamt geschickt werden.
„Wer wissen will, wie Theater einmal war, bevor es in feste Häuser gesperrt, von manischen Regie-Zampanos egozentrisch benutzt und rollkragenpullovrigen Dramaturgen zerquatscht wurde …“, so beginnt eine begeisterte Rezension über eine Theaterkapellen-Inszenierung in der Zitty. Damit wird eine heikle Frage angesprochen: Was ist Theater? Ist es das herrliche Gebäude am Hauptplatz der Stadt oder sind es die Menschen, die zusammen kommen und aufführen, was sie bewegt? Es läuft auf die Erkenntnis heraus, dass das große Haus vielleicht gar nicht das Wichtigste ist. Institute sind für die Menschen da, heißt es, aber wie bekommt man dies zusammen? In einem Betrieb, der so stark von Subventionen abhängt, wie das Theater, werden solche Fragen als Messerstiche wahrgenommen.
Ich bin mit Christina Emig-Könning kurze Zeit in derselben Schulklasse der POS (Polytechnische Oberschule der Ex-DDR) gewesen und wir waren befreundet und ihre Leidenschaft für die Schauspielerei begann schon als junges Mädchen.Ihre Mutter,unsere Deutsch-und Literaturlehrerin, hat diesen Wunsch sehr gefördert. Und so übten wir knapp 14-jährig die Rolle des Gretchen aus dem Faust in Christinas kleinem Kinderzimmer in dem Hause ihrer Eltern.Leider trennten sich unsere Wege bald und wir verloren uns.Ich lebte lange Zeit in den alten Bundesländern und Christina machte ihren Mädchentraum wahr und wurde sogar eine aussergewöhnliche progressive Regisseurin.Ich dachte oft an sie und fand sie nun auf Facebook wieder.Sie hat meine Bewunderung und Hochachtung und ich hoffe,dass wir uns nun bald wiedersehen werden…