Begeisterte Rezensionen – prekäre Ausstattung
Der Berliner Senat hat seine Präferenzen. Nur 5 Prozent der Kulturausgaben sind den freien Projekten vorbehalten. Die Koalition der Freien Szene forderte schon im November 2012 eine Verdopplung der Ausgaben, denn 95 Prozent der Kulturschaffenden arbeiten in freien Projekten, genau in jenen, mit denen sich Berlins Politiker schmücken. Der Senat verweist auf den Haushalt. Was man nicht hat, kann man nicht ausgeben. „Geist ist noch flüchtiger als Kapital – haltet ihn fest!“, warnt die Freie Szene. Doch in Sphären, wo sich längst der Geist verabschiedet hat, ist auch das Kapital flüchtig geworden und verschwindet in der Flughafenruine, in Olympia-Fantasien und unnützen Schlossumbauten.
2013 gewährte der Berliner Senat der Theaterkapelle eine Unterstützung über 20.000 Euro mit der Bedingung, dass der Bezirk 10.000 drauf lege. Doch über eine solche Summe verfügte der Bezirk nicht. Kritiker werfen dem Senat vor, die Kapelle sehenden Auges in den Ruin zu treiben – ohne Gehör zu finden. Ein Streit mit potentiellen Nutzern des Kellers aus der Musikszene verkomplizierte die Lage zusätzlich. Die Verwaltung der Kapelle vermittelte den Theaterleuten das Gefühl, kein Interesse an einer Fortsetzung des Theaterbetriebs zu haben. Ende 2013 war die Luft raus. Die Kapelle schloss, Fundus und Technik wurden verkauft. Bitter ist für Christina, dass sich von denen, die in der Theaterkapelle auftraten oder jene, die sie einst hoch lobten, kaum jemand für sie einsetzte.
Wieder von vorn anfangen
„Wenn Friedrichshain sich noch einmal neu erfindet, geht dieser Impuls mit Sicherheit von diesem späten Kind der Szenekultur aus“, schrieb das Zitty-Berlinbuch 2010 begeistert über die Theaterkapelle. Nun wird sich Friedrichshain anderswo neu erfinden müssen.
„Theater ist ein Bedürfnis“, sagt Christina. „Die Menschen werden immer Theater spielen, wenn ihnen das nicht reicht, was ihnen die Hochkultur bietet. Daran konnte sie keine Diktatur hindern und daran hindert sie auch nicht, dass es kein Geld gibt.“ Sie will ein neues Team aufbauen, sucht nach ungenutzten Spielorten, gibt Unterricht und bewirbt sich zugleich an anderen Häusern. Alles ist wieder offen.
Bedanken möchte sich Christina unbedingt noch bei all den Menschen, die jahrelang von morgens bis nachts die Kapelle technisch, organisatorisch und künstlerisch unterstützt und zu einem besonderen Kulturstandort in Berlin entwickelt haben. Besonderen Dank gilt Claudia Wall, die den Start mit 10.000,- Euro Unterstützung ermöglichte und die Wall-Vitrine als Leihgabe spendete.
Die Theaterkapelle ist verkauft. An wen, darüber hält sich die Friedhofsverwaltung bedeckt. Aufgrund der Sanierung aus öffentlichen Mitteln muss sie weiter kulturell genutzt werden. Wie das realisiert wird, darüber wird der Friedrichshainer Zeitzeiger berichten.
Ich bin mit Christina Emig-Könning kurze Zeit in derselben Schulklasse der POS (Polytechnische Oberschule der Ex-DDR) gewesen und wir waren befreundet und ihre Leidenschaft für die Schauspielerei begann schon als junges Mädchen.Ihre Mutter,unsere Deutsch-und Literaturlehrerin, hat diesen Wunsch sehr gefördert. Und so übten wir knapp 14-jährig die Rolle des Gretchen aus dem Faust in Christinas kleinem Kinderzimmer in dem Hause ihrer Eltern.Leider trennten sich unsere Wege bald und wir verloren uns.Ich lebte lange Zeit in den alten Bundesländern und Christina machte ihren Mädchentraum wahr und wurde sogar eine aussergewöhnliche progressive Regisseurin.Ich dachte oft an sie und fand sie nun auf Facebook wieder.Sie hat meine Bewunderung und Hochachtung und ich hoffe,dass wir uns nun bald wiedersehen werden…