…oder die bewegte Geschichte eines oft übersehenen Gartens.
von Steffen Maria Strietzel und
Enttäuscht blickte Frau Reschke aus dem Fenster ihrer Wohnung im Weidenweg direkt über dem Rosengarten an der Karl-Marx-Allee. Wie jedes Jahr erwartete sie die ersten Blüten des Kirschbaumes vor ihrem Hause. Früher kamen sogar Pressefotografen, um die weiße und rosa Pracht festzuhalten. Was macht ein Kirschbaum im Rosengarten? Offenbar stellte sich das planende Grünflächenamt dieselbe Frage. Ohne dass die Anwohner über den Grund informiert wurden, fiel das edle Gehölz der Säge zum Opfer.
Doch werden sich Gäste, Anwohner und Spaziergänger bald wieder am Anblick der unter weißer Pergola wachsenden Rosen erfreuen können. In Kooperation zwischen BVG, deren Baumaßnahmen am U-Bahnhof Weberwiese dem Garten arg zugesetzt haben, und dem Bezirksamt wird der Rosengarten als ein Ausbildungsprojekt von Lehrlingen aus Friedrichshain und Lichtenberg in Kürze fertig gestellt.
Ein Rosarium mitten im Verkehrsstrom
Rosengärten – landschaftsarchitektonisch richtig als „Rosarien“ bezeichnet –, findet man seit dem 17. Jahrhundert fast in jeder größeren Ansiedlung. Zuerst eher in fürstlichen Anlagen zu finden, wurde dieser Gartentypus bald von den Bürgerschaften für ihre Städte entdeckt. Auch in Berlin existiert eine Unmenge von den kleinen Rosengarten-Oasen, sei es im Tiergarten, im Britzer Garten oder bei unseren Nachbarn am Engelbecken.
Friedrichshain kann gleich mit zwei Rosengärten aufwarten, nämlich im Volkspark Friedrichshain und in der Karl-Marx-Allee. Eingebettet in den von Kurt W. Leuscht und Hanns Hopp projektierten Blöcken E und F an der Nordseite zwischen Friedenstraße und Frankfurter Tor wird er fast nicht wahrgenommen. Ursprünglich sollte dort gar kein Park, sondern ein Kulturbau errichtet werden, ein Kino, Restaurant oder beides kombiniert. Gerüchte besagen, dass mit dem Bau schon begonnen worden ist und das Fundament unter der Wiese begraben liegt.