Sklarek Persönlichkeiten | Quelle: Tageblatt

Effektive Verträge

Sklarek Persönlichkeiten | Quelle: Tageblatt
Wichtige Persönlichkeiten schnell gezeichnet / Quelle: Tageblatt /

Wechselseitiger Nutzen

„Wir haben ja niemanden etwas angeboten. 1923 kamen alle mit Gummikragen und Holzschuhen zu uns und wollten eingekleidet werden, trotzdem sie große Gehälter hatten“, sagte Leo Sklarek später. Jedoch luden Sklareks auch Beamte, die Einfluss hatten, zu „Besichtigungen“ ein. Die Beamten durften sich Garderobe aussuchen. Diese Maßkleidung kam von einer Schneiderfirma, deren Etikette herausgetrennt wurden und war keine Konfektion der KVG. Jeder Anzug war 400,- Mark wert. Der Buchhalter Tuch hatte eine 70 hinter jede Rechnung zu schreiben. Solche Kunden zahlten nur einen kleinen Betrag. Auf Rechnungen ganz wichtiger Kunden stand: „Nicht mahnen!“ Das bedeutete kostenlos. Dieser „Service“ kostete die Sklareks 90.000 Mark. Ein Service neben vielen anderen waren Anzeigen, wie sie das Bezirksamt Friedrichshain in einer eigenen Zeitschrift veröffentlichte. Hier schaltete die KVG ganzseitige Inserate. „Kein Kaufmann war so dumm, auf das Risiko hin, bei der nächsten Lieferung ausgeschlossen zu werden, eine derartige ‚freiwillige Spende‘, abzulehnen“, war später in der Zeitung zu lesen. Ihrerseits schickte die KVG Briefe, wie zum Beispiel an das Friedrichshainer Krankenhaus: „Unsere Firma hat durch Verträge mit der Stadt Berlin die Belieferung der städtischen Wohlfahrtsämter, Kriegs- und Hinterbliebenen-, Erwerbslosen-, überhaupt aller Fürsorgestellen sowie Krankenanstalten, Erziehungsheime etc. mit Herren-, Damen-, Knaben-, Mädchen- und Kinderkonfektion, sowie Textil- und Schuhwaren übernommen und der Stadtgemeinde Berlin die denkbar günstigsten Preise und Zahlungsbedingungen eingeräumt.“

Schlachtfeld

Für die meisten Berliner bestanden die „Goldenen Zwanziger“ aus Katzengold. Vom gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung bekam mancher etwas ab vom Kuchen, die meisten Kriegsgeschädigten allenfalls Krümel. Als 1929 im Rahmen einer routinemäßigen Buchprüfung herauskam, dass die Firma Sklarek Lieferscheine gefälscht und der Stadt Schäden in Millionenhöhe entstanden, hatten Parteien und Zeitungen ihr Thema: das Wohlleben der Sklareks und ihrer Unterstützer und der allgegenwärtige „Filz“. 1931 schrieb das Tageblatt: „Die angeklagten Beamten der Stadt, Freunde und Helfer der Sklareks, waren vielmehr die Ausführungsorgane. Während diejenigen, die die eigentliche Verantwortung für die Verträge der Firma mit der Stadt Berlin tragen, zwar die Freundschaft der Sklareks und ihre Vorteile genossen, aber aus dem Hintergrunde wirkten und auch jetzt natürlich nicht auf der Anklagebank sitzen“. Auf Wilhelm Schüning traf das so nicht zu, er nahm sich das Leben. Gustav Böß trat zurück. Der Schatten des Skandals verdunkelt seinen Anteil an der Modernisierung der Stadt, die Berlin zur „Roaring City“ werden ließ. Die Brüder Sklarek, ihre jüdischstämmige Familie war Ende des 19. Jahrhunderts aus Russland nach Berlin gekommen, wurden 1932 zu je vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Willi Sklarek starb am 18. März 1938 in Prag, Leo Sklarek wurde am 22. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen erschossen und Max Sklarek am 30. September 1944 im KZ Auschwitz ermordet. Sehr zurückgezogen starb Gustav Böß 1946.

 

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