Spuren der Milchwirtschaft in der Gubener Straße 37. Futtertrog. Foto Detlef Krenz

Mit Sommers Kuh auf Du

Spuren der Milchwirtschaft in der Gubener Straße 37. Futtertrog. Foto Detlef Krenz
Vorschrift: 2x im Jahr weißer Kalk auf die Wände. Überreste einer Futterrinne in der Gubener Straße.

Gesundes aus der Remise

Seit dem September 1945 trugen 54 Friedrichshainer Abmelkereien ihren Anteil von 28.000 Litern Milch, die täglich an Berliner Kinder verteilt wurden. Mit 50 Tieren war „Wehking“ am Weidenweg 50 der größte Betrieb. In der Dirschauer Straße 13 und 15, gaben jeweils 22 Kühe Milch. Max Sommer hatte nur zehn Kühe. Um diese zu versorgen, durfte er bis zum November 1949 seinen „Übersoll“ Verkaufen oder zum Tauschen verwenden. Im Gegensatz zu Milchläden, die sonntags geschlossen blieben, konnten die Betriebe täglich verkaufen. Sommer bekam für den Liter „Markenmilch“ 50 Pfennig Plus und durfte fünf Liter als „Markenfreie“ Milch für 2 Mark pro Liter abgeben. „Schwarz“ kostete der Liter im Juni 1947 20  Mark. Der „Milchsoll“ lag bei fünf Litern pro Kuh und Tag. Der  Milchfettgehalt musste bei 2,5 Prozent liegen und 1949 bei 3,49 %. Ab April 1949 gaben Friedrichshainer Abmelkbetriebe einen Übersoll von 8.000 Litern zur regelmäßigen Versorgung von TBC-Kranken an das Gesundheitsamt ab. Das Plansoll für die Abmelkbetriebe im „demokratischen Sektor“ lag bis Ende 1947 bei 1.300 Litern täglich, um dann zur Butter- und Käseherstellung auf 2.000 Liter angehoben zu werden.
Wegen der Milchmengen und monatlicher Seuchenkontrollen sowie jährlicher TBC-Prüfungen kamen „Milchprüfer“ in die Ställe. Sie achteten auf die Milchverkaufsräume, die keine direkte Verbindung zum Stall haben durften und in denen Haustiere verboten waren. Manche Bedingungen waren für Sommer nicht einzuhalten. Er hatte kein Stroh für den Stallboden, er streute dafür Sand. Zwischen den Jahren 1946 und 1949 verlor er 10 Tiere wegen Abmagerung und Tuberkulose. Nur wenig Heu ging als „Rauhfutter“ zum Jungvieh, ergänzt durch „Kraftfutter“ aus Kartoffelschalen und Gemüseresten. 6 Zentner davon steckten in circa 125 Müllkästen. Tausch ersetzte Fehlendes: Für einen Eimer Kartoffelschalen gab Sommer 1/8 Liter Milch.
Weil er nebenher Trümmerschutt abfuhr, tauschte man bei ihm Brennholz gegen Kartoffelschalen. Er kam an Abbruchholz, das er in handliche Gebinde verpackte. Diese wanderten in Küchenherde oder Badeöfen. Die im Mai 1949 gegründete „Nationale Front“ kümmerte sich um viele soziale Aufgaben, so auch um die Sammlung von Speiseabfällen. Schrauben und Nägel in den Futtertonnen führten oft zum Tod der Tiere. Hausversammlungen, in denen Lehrfilme gezeigt wurden, sollten dieses qualvolle Ende verhindern helfen.

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