Drei um einen Hof.
Von
Am 12. September 1897 erhielt die Straßmannstraße ihren Namen, eine Neubaugegend, die Platz für ein Gemeindeschulgebäude an der vormaligen Straße 48b bot. Für 96 Schulklassen fehlten „vor dem Frankfurter Tore“ eigene Räume. Ebenso reichte an der Samariterstraße ein Gebäude „zur Unterbringung der fliegenden und Miethsklassen keineswegs aus“, hieß es in der 1160. Magistratsvorlage zum Schulneubau. Ludwig Hoffmann, Architekt vieler Schulbauten jener Zeit, verantwortete die Realisierung von drei Schulen auf dem Dreieck Zorndorfer Straße (Mühsamstraße), Petersburger Platz und Tilsiter Straße (Richard-Sorge-Straße) mit Front zur Straßmannstraße. Eine Evangelische Knabenschule wurde am 1. Oktober 1897 gegründet, dieser folgte die Evangelische Mädchenschule am 1. April 1900. Die 6. Hilfsschule und die 3. Schule für Schwerhörige kamen im rückwärtigen Schulgebäude unter. In den noch freien Räumen unterrichtete eine Tischlerschule neben der Höheren Fachschule für das Metallgewerbe.
Schwieriger Start
Im Februar 1946, im ersten Nachkriegswinter, beklagte Herr Matzner, Schulleiter in der Straßmannschule, Unterrichtsstunden würden wegen fehlender Kohlen ausfallen, in allen Räumen lägen die Temperaturen unter Null Grad. Die Toiletten wären völlig verdreckt. Der Einsturz des Nachbarhauses hatte das Hauptleitungsrohr zerschlagen. Es gab kein Wasser mehr. Täglich müssten sich 4.647 Kinder und 768 Berufsschüler die Räume teilen. Vier unterschiedliche Klassenstufen, jede mit zwei Stunden Unterricht, nutzten jeweils einen Raum, Reinigung oder Lüftung war unmöglich. Oft kamen die Kinder nicht zur Schule, hatten Holz oder Kartoffeln zu besorgen oder keine Schuhe. Bei Kriegsende waren von 41 Friedrichshainer Schulen 20 total zerstört, 12 schwer bis kaum benutzbar, der Rest mittelschwer bis leicht beschädigt. Die hohe Kindersterblichkeit im Bezirk gab Anlass, in der Rigaer Straße 81/82 ein Kinderkrankenhaus mit Schulbetrieb einzurichten. Die nahe Schule in der Hausburgstraße 20 war unmittelbar nach Kriegsende eine sowjetische Kaserne. Auf Antrag des Bezirksamtes durfte das Gebäude ab dem 16. April 1946 wieder als Schule genutzt werden. Probleme der Schulverwaltung: Am 18. Oktober ’45 wurde Herr Probst, Leiter der Mädchen-Mittelschule Frankfurter Allee 37, oberster Friedrichshainer Schulleiter. Vor 1933 war Probst in der SPD, kam in der NS-Zeit wegen Vorbereitung zum Hochverrat für zwei Jahre ins Zuchthaus und wurde am 22. Oktober 1945 als Opfer des Faschismus anerkannt. Probst war Gegner der Vereinigung von SPD und KPD und verhinderte im März 1946 gegen den Befehl des Generalleutnant Smirnow die Räumung des „Kinderkrankenhauses“ in der Rigaer Straße 81/82. Daraufhin wurde ihm unterstellt, er würde ehemalige NS-Offiziere als Schulhelfer unterstützen und einen ehemaligen Aufseher im KZ Sachsenhausen als Schulhausmeister beschäftigen. Probst gab auf und ging nach Neukölln.
Erfolge
Zum 50jährigen Jubiläum der Meisterschule für Tischler und Innenarchitekten in der Straßmannstraße präsentierten am 18. Dezember 1947 20 Lehrlinge und Praktikanten selbst entworfene und gefertigte Möbel. Es war ihr Start einer zweijährigen Ausbildung zum Innenarchitekten. 1949 kamen Schüler für Grafik und Buchgewerbe dazu. Nur, gutes Zeichenmaterial und Arbeitstische fehlten, immer mehr Lehrer wechselten aus politischen Gründen nach Westberlin.
Fürsorge?
Im August 1952 kamen von der Parteileitung Rügen. FDJ-Hemden schienen an der Hilfsschule in der Straßmannstraße ein Makel zu sein. Auf die Frage nach dem schlechten Zustand der Möbel in seinem Bereich, antwortete der Leiter mit Achselzucken, teilweise fehlten seinen Lehrerkollegen Grundbegriffe der methodisch-didaktischen Gestaltung des Unterrichtes. „Eine Genossin ließ Klassenarbeiten zerreißen, wenn die Schüler nach ihrer Auffassung nach nichts Richtiges enthielten.“
Alles Gut?
Am 20. Oktober 1967 war dies alles längst vergessen. In Anwesenheit der Mutter des 1944 ermordeten kommunistischen Widerstandskämpfers Alfred Kowalke erhielt die Hilfsschule seinen Namen. Pioniere verteilten „Freundschaftsgeschenke“ an sowjetische Gäste. Den gleichen Schulhof nutzte die Ingenieurschule für Bauwesen. Ab dem November 1969, wurde hier ein postgraduales Studium der elektronischen Datenverarbeitung mit dem Abschluss als Fachingenieur für Datenverarbeitung oder als Fachökonom für Datenverarbeitung möglich. Wer wie Zeitzeuge Rainer „gute Ecken mauern konnte“, ehrgeizig innerhalb von 10 Schuljahren war und verinnerlicht hatte, „die Arbeiter denken an das Allgemeinwohl, die Kapitalisten sorgen sich nur um ihre Interessen. Im Kapitalismus steht der Profit im Mittelpunkt, im Sozialismus der Mensch“, hatte eine Chance zum Studium an der „roten Ingenieursschule“. Insgeheim dachte Rainer: „warum steht der Mensch im Mittelpunkt? Damit man ihm von allen Seiten in den A… treten kann.“ Im November 1972 erhielt die 26. Oberschule Friedrichshain, die dritte im Bunde am Schulhof, den Namen Kurt Römling. Als „Kundschafter sowjetischer Partisanen“ war war dieser 20jährig am 6. November 1941 gefallen.
Abgewickelt
Dies wurde zum Schreckenswort an der Ingenieurschule für Bauwesen. Im Frühsommer 1990 erteilte der neue DDR-Bildungsminister Meyer der Schule die Vollmacht, ab Herbst 1990 Schüler der Richtungen Bauwesen, Betriebswirtschaft und Architektur, in einer neu zu bildenden Fachhochschule Technik Berlin auszubilden. Vom Berliner Wissenschaftsrat kam unerwartet im Dezember 1990 die Aussage „ein hiesiger Studienabschluß könne nicht gleichwertig mit dem anderer Fachhochschulen sein.“ Ein Abwicklungskonzept sollte bis zum 15. Januar 1991 vorliegen.
Neuanfang
Am 2. Februar 2008 wurde am traditionellen Schulstandort das jüngste Oberstufenzentrum Berlins, das Oberstufenzentrum „Jane Addams“ für Sozialwesen II eröffnet. Seitdem fließen hier die Erfahrungen dreier Fachschulen für Sozialpädagogik in die vielfältigen Ausbildungsgänge ein. Jane Addams, war Frauenrechtlerin. Sie gilt als „Mutter der Sozialarbeit“ und hatte 1931 den Friedensnobelpreis erhalten.