Die Vegetation der Bunkerberge wird umgestaltet.
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Gegenwärtig ist das Erscheinungsbild des Großen Bunkerbergs im Park Friedrichshain alles andere als attraktiv. Die Grünanlagen zwischen den Wegen sind eingezäunt und es sieht aus, als hätte man auch dieses Stück des Ortsteils privatisiert und in Parzellen geteilt. Dahinter steckt jedoch etwas ganz anderes, nämlich eine längst fällige Maßnahme des Grünflächenamts. Die schnell wachsenden Holzarten wie Pappeln, Erlen, Holunder, Robinen und Vogelbeere sind in die Jahre gekommen und verwachsen und bieten nicht mehr die nötige Standfestigkeit, die Park- und Waldbäume in öffentlich begehbaren Anlagen haben müssen. Nur unzureichend entwickelte sich aus den größtenteils von selbst nachwachsenden Gehölzen ein nachhaltig selbst tragendes und vor allem standsicheres Ökosystem aus Bäumen, Büschen, Gräsern und weiteren Gehölzen. Die Stürme der letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass diese Hölzer nicht so widerstandsfähig sind, wie Eichen, Buchen, Linden und Ahornbäume. Salopp gesagt, der Park Friedrichshain wird jetzt ein deutscher Wald und das Straßen- und Grünflächenamt hilft kräftig dabei nach, wofür die Natur Jahrhunderte brauchen würde. Dies ist ein Anlass, sich des Ursprungs der Trümmerberge zuzuwenden.
Kriege kennen nur Notlösungen
Man schätzt, dass 75 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin anfielen. Bereits am 3. Mai begann die Enttrümmerung – ein Begriff, der sich schnell einbürgerte. Es galt, aus den Schuttmassen wiederverwendbare Ziegel, Holz, Stahlträger und Buntmetall auszusondern. Die übriggebliebenen Schuttmassen wurden mit spezieller Technik zerkleinert und provisorisch zwischengelagert, zum Teil auf Grünflächen, auf denen der Baumbestand ohnehin meist zerstört war, oder auf Sportplätzen. Zum Einsatz kamen dabei die berühmten Trümmerbahnen mit leicht verlegbaren Schienen nach dem Muster von Zügen in Bergwerken. Sehr viel Trümmerschutt wurde auch über die Wasser- und Schienenweg außerhalb der Stadt gebracht. Ein Teil der Schuttmassen gelangte zu den Kiesgruben am Seddinsee. Mangels Maschinen wurde viel Handarbeit geleistet. Bis heute unvergessen sind die Trümmerfrauen, die anstelle der Männer, die gefallen, verwundet oder in Kriegsgefangenschaft waren, die Steine mit einfachen Schlägeln vom Mörtel befreiten und zur Neuverwendung aufstapelten. Viel Ruhm, wenig Lohn. Der bestand oft nur in etwas zu Essen. Nicht selten mussten sie davon auch noch ihre Kinder ernähren. Die Staubbelastung war enorm. Diese schwere und auch gefährliche Arbeit wurde den Frauen bei der Rente so gut wie gar nicht angerechnet. In Ostberlin wurde auch auf „freiwillige Aufbauarbeit“ gesetzt – freilich unter politischem Druck –, zu der sich Arbeitskollektive und FDJ-Gruppen verpflichteten, oder auf den Eigenbeitrag von Menschen, die sich für eine Wohnung angemeldet hatten.
In der Nachfolge des berühmten Kollektivplans von 1946
Reinhold Lingner aus dem Stab des Architekten Hans Sharouns, der 1946 seinen berühmten Generalbebauungsplan für Berlin vorlegte, entwickelte daraus 1947 einen Grünflächenplan für die Stadt, der vorsah, die Berliner Parklandschaft zu erhalten und zu rekultivieren. Darin war auch an die Entsorgung der unendlichen Schuttmassen gedacht. Sie sollten nicht im Berliner Urstromtal, sondern auf den Hochflächen des Barnim und des Teltow dauerhaft gelagert werden, damit das Grundwasser vor eventuellen giftigen Rückständen in den Trümmern geschützt bliebe. Vorgesehen waren vor allem Randlagen des Hochlands, um städtebauliche Dominanten zu setzen. Mutterboden auf den für die Ablagerung vorgesehenen Flächen sollte abgetragen und zwischengelagert werden. Um den Wasserhaushalt für die später aufzuforstenden Hügellagen regulieren zu können, wurden die Hänge stufenartig angelegt und teilweise mit Pflanzrillen versehen. Auf den Friedrichshainer Trümmerbergen kann man dies bis heute sehr gut erkennen. Auf den sich spiralförmig hochwindenden Wegen lagen einst die Schienen der Trümmerbahnen. Angepflanzt wurden schnell wachsende Pioniergehölze, die kalkverträglich sind: Robinen, Pappeln, Erlen, Holunder und ähnliche. 14 Trümmerberge entstanden in Berlin. Bis heute sind sich Architekten und Stadtplaner sowohl einig in ihrer Bewunderung für den 1946 vorgelegten Kollektivplan als auch darin, dass er nie realisiert wurde. Zu Unrecht! Lingner setzte viel von seinem Plan um.
Bunkerbauten als Kerne
Allerdings liegen die beiden Trümmerberge des Friedrichshains noch vor dem Barnimer Hochland. Grund dafür war der Standort des 75 Meter hohen Hochbunkers und des 45 Meter hohen Flakleitturmes. Ersterer war nach mehrfachen Sprengungen zwar geborsten, konnte aber mit den damaligen Mitteln nicht abgetragen und weggeschafft werden. Also entschied man sich zur Verschüttung. Dem Bunkerensemble in Humboldthain ging es ebenso. Wieder war es Reinhold Lingner, der für die Anlage des Bergs in Friedrichshain aktiv wurde. Er entwarf einen Plan, der das historische Parkgelände aus den Jahren 1846 – 1848 mit den neuen Bunkerbergen harmonisch miteinander verband. Auf dem großen Bunkerberg landeten vor allem Trümmer aus Mitte, der Kleine Bunkerberg nahm Schuttmassen aus Prenzlauer Berg und Friedrichshain auf. Ein kleiner Teil des Bunkers ist heute noch zu erkennen. Wie bei den anderen Trümmerbergen erhielt auch die Außenfläche der Trümmerkegel in Friedrichshain eine dicke Lehmschicht, in die Pflanzgruben, versehen mit Kompost, eingebettet wurden. Etwa 25 bis 75 Prozent der Anpflanzungen gingen schon nach dem ersten Jahr ein, besonders auf den Südlagen, und mussten erneuert werden. Die Mühe lohnte jedoch, denn der Park zeigte nach wenigen Jahren sein schönstes Grün. Auf den Hügelkuppen gab es Aussichtsplattformen, die aber längst zugewachsen sind. Der Park selbst wurde einschließlich des Märchenbrunnens, dessen ausgelagerte Figuren wieder aufgefunden wurden, erneuert und bepflanzt, wobei auch der Friedhof der Märzgefallenen neu gestaltet wurde. Ebenfalls entstand das Friesen-Schwimmstadion, das nach 1990 wieder abgerissen wurde. Später kamen noch Restaurants hinzu. Der große Bunkerberg sollte sogar ein mittels imposanter Freitreppe zu erreichendes Café erhalten. Es wurde jedoch genauso wenig errichtet wie das um 1970 geplante Planetarium zwischen Großem Teich und Märchenbrunnen. Die Umgestaltung des Parks Friedrichshain wird noch Jahre brauchen. Zu hoffen bleibt, dass die Beleuchtung der Wege bald wieder instandgesetzt wird. Den Hinweis auf der Internetseite des Bezirksamts, dass eine abendliche Beleuchtung von Grünanlagen rechtlich nicht vorgesehen ist, fasst der Friedrichshainer Zeitzeiger als Dienst nach Vorschrift zu Lasten der Berlinerinnen und Berliner auf, der nicht zu akzeptieren ist.