Catrin Schubert und ihre Tochter Juliane von Claudia’s Berufskleidung | Foto: Giovanni Lo Curto

Wir kriegen jeden unter den Hut!

Menschen | Claudia’s Berufskleidung | Quelle: Postkarte
1952 noch nicht realisiert: Das Haus, in dem Claudia’s Berufskleidung residiert, sollte ursprünglich runde Bögen über dem Läden haben. / Quelle: Postkarte /

Neuerungen und Tradition

Gibt es eigentlich noch den klassischen Blaumann?, erkundige ich mich. „Nicht mehr so häufig“, bekomme ich zur Antwort. „Zeitarbeitsfirmen kaufen die meistens noch, für Leute, die dann in Hallen oder irgendwo drinnen unterwegs sind. Tragen will die aber kaum einer mehr.“ Juliane vermutet auch: „Die werden irgendwann aussterben.“ Wie die Kittelschürzen. „Die gibt’s ja auch kaum noch“, sagt Catrin. „Viele Anbieter haben sie längst aus dem Sortiment gestrichen. Aber immer noch kommen Kundinnen und fragen danach.“
Ich schaue mich um und bemerke eine Box auf der steht: „weiße Arztsocken, kochfest“. Noch nie in meinem Leben habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was Ärzte für Strümpfe tragen. Das muss man alles wissen als Verkäuferin für Berufskleidung. „Ich erkenne meist schon die Größe der Kunden auf den ersten Blick“, sagt Catrin. „Die Kunden freuen sich darüber.“ Was für ein Zufall! Ein Zimmermann auf Walz betritt den Laden in schwarzer Deutschleder Schlaghose, mit weißer Staude, Zunftweste und breitkrempigem Hut. Ich bekomme gleich noch eine Kurzeinweisung in das Brauchtum dieser Handwerker: „Das war ein Rolandsbruder. Die müssen drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft sein. Dann erst dürften sie sich bei uns eine Ehrbarkeit kaufen – das ist eine Art Krawatte. Die dürfen wir nur unter Vorlage des Wanderbuchs verkaufen, in dem die Wanderschaft bestätigt wurde.“ So eine Ehrbarkeit darf niemand berühren, auch den Hut nicht. Es ist Catrin und Juliane anzusehen, wie sehr sie sich freuen, dass die Zimmerleute auf Walz zu ihnen kommen. Catrin stellt zufrieden fest: „Es gibt bestimmte Dinge, die bleiben bestehen!“ Inzwischen sind es viel mehr junge Handwerker, die sich zur Wanderschaft entschließen. Haben sich die Kunden geändert in den letzten Jahren? Catrin überlegt: „Es gibt jetzt die Zeitarbeitsfirmen, die früher nicht da waren. Und es kommen viel mehr Touristen ins Geschäft.“ Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: „Wenn die U5 bis zum Hauptbahnhof fährt, dann gibt es für viele eine weitere Verbindung zu uns.“ Um die Zukunft ist es den Frauen in der Berufskleidung nicht bange. Wir wünschen, das dies immer so bleiben möge.

www.claudiasberufskleidung.de

 

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