Rätsel um den Fund
Von den Wissenschaftlern wurde die Figur zunächst als Jupiter Imperator beschrieben. Später jedoch, nach Vergleichen mit anderen antiken Götterfiguren, setzte sich die Ansicht durch, dass es sich um Jupiter Dolichenus, einen Wettergott aus Stadt Doliche in der heutigen Südosttürkei handelt, der eine Doppelaxt und ein Blitzbündel trägt. Unsere Jupiterfigur hat diese aber inzwischen verloren. In den ersten drei christlichen Jahrhunderten verehrten Söldner von Garnisonen des späten Römischen Reiches den Jupiter Maximus Dolichenus. Eine frühe türkisch-berlinische Allianz? Nein, denn die Türken kamen erst später nach Doliche, und Berlin gab es damals noch gar nicht. Wie und wann die Kleinplastik ihren Weg in die märkische Einöde gefunden hat, darüber kann nur gemutmaßt werden. Wahrscheinlich gelangte sie über mehrere Etappen, zwischen denen Jahrhunderte liegen können, an den Fundort.
„Eine archäologische Vermutung“
So heißt der Untertitel der ersten wissenschaftlichen Beschreibung des Fundorts und der „mehreren Urnen von halbgebrannten Ton“ durch den Gelehrten Konrad Levezow:
„Sie standen drei oder vier Fuß tief unter der Oberfläche des Bodens in einem mit Steinen auf gewöhnliche Weise auf- und umsetzten Raume. Leider ist keins dieser Gefäße ganz zutage gefördert worden; alle zerfielen in Stücke, woran die Härte des trockenen Thonbodens, der nur mit der Hacke bewältigt werden konnte, wohl hauptsächlich Schuld gewesen seyn mag.“
Pinselchen, Spatelspitzen und Geduld waren vor knapp zweihundert Jahren auf den Baustellen ebenso unüblich wie präzise archäologische Dokumentationen der Bodenschichten des Fundorts. Das gelehrte 19. Jahrhundert wird wegen seiner Irrtümer immer wieder gern verlacht – oft zu Unrecht. Dessen Irrtümer waren nicht so schrecklich wie die des 20. Jahrhunderts.