Alles falsch?
Um einen offensichtlichen Irrtum, wenn auch keinen schrecklichen, handelt es sich bei der bis heute in der wissenschaftlichen Literatur als gültig angesehenen Bestimmung des Fundortes am Schleidenplatz. Wer nämlich den Text der ersten Beschreibung der Figur durch Levezow liest, wird feststellen, dass dies nicht stimmen kann. Hierin heißt es nämlich: „… bei dem Dorfe Lichtenberg, eine Viertlmeile von Berlin vor dem Frankfurter Thore gelegen … bei Anlage einer Ziegelei auf der Feldmark des dem Herren Grafen von Hardenberg gehörige Vorwerks Lichtenberg, nördlich vom Dorfe, am Wege, der in die Landstraße nach Berlin führt.“ Der Schleidenplatz liegt aber westlich des Dorfes Lichtenberg, nicht in dessen Norden. Die Lehmgruben nördlich des Dorfes lagen am heutigen Fennpfuhl. Dies veranlasst unseren Nachbarbezirk dazu, den Jupiter Dolichenus für sich zu reklamieren. Unter Berücksichtigung der historischen Quellen und mit einer gehörigen Portion Sportlichkeit überlassen wir also unseren Nachbarn gern ihren verdienten Ruhm.
Eine würdige Präsentation
Gegenwärtig wird der Kleinplastik eine Aufmerksamkeit zuteil wie wohl kaum einem anderen Artefakt aus dem märkischen Sandboden. Sie teilt sich mit der Nofretete und anderen weltberühmten Kunstwerken der Antike die Beletage des Neuen Museums auf der Museumsinsel, dort steht sie in der 4. Vitrine in Raum 2.04. Wer lieber seinen eigenen Jupiter Dolichenus haben möchte, für den gibt es einen Ausweg, der Puristen allerdings nur ein Schmunzeln abringen wird. Bei der Berliner Antikensammlung kann man für schlappe 300,- Euro einen originalgroßen Abguss der Figur erwerben. Ob als behüteter Staubfänger in der Glasvitrine oder superteurer Balkongartenzwerg, alles ist möglich und nur eine Frage des Geldbeutels. Vielleicht gibt es ja auch irgendwann einmal eine kostengünstige Plastikvariante für den kleinen Mann und die kleine Frau auf der Straße, Kunst ist schließlich für alle da. Damit ist zwar keines der Rätsel um den Jupiter Dolichenus gelöst, aber Spaß macht es trotzdem.