Musik und Psychologie
Gordian hat Psychologie studiert. Wie erleben die Menschen die Welt, was fordert sie, das interessierte ihn. „Ich dachte auch daran, Physik zu studieren, aber mich schreckte die Rechnerei ab. Die hat mich dann spätestens im Grundstudium wieder eingeholt“, sagt er schmunzelnd. Er arbeitet in einer Klinik und macht nebenher eine Ausbildung zum Psychotherapeuten. Kein leichtes Pensum. Bis zu ihrer Auflösung 2013 spielte er viele Jahre als Bassgitarrist bei den Kilians, einer Indie-Rock-Band. Anlässlich des 10. Jahrestags der Herausgabe der ersten Platte kamen sie 2017 noch einmal zusammen, aber dann war Schluss. „Ich habe zeitweilig von der Musik leben können, gerade als es mit dem Bafög knapp wurde. Aber wenn man das richtig professionell machen will, dann geht das nicht mehr nur nebenher.“ Man kann nicht einfach mal für ein halbes Jahr Pause machen, ohne Gefahr zu laufen, vergessen zu werden. Auch bei anderen Bandmitgliedern setzte sich diese Erkenntnis irgendwann durch, so dass sie nach drei Platten das Projekt beendeten. „Aber Musik ist nicht aus meinem Leben verschwunden“, betont Gordian. Er spielt noch für sich selbst und geht natürlich auch auf Konzerte. Kritisch merkt er an: „Auch wenn Berlin ein großartiges Angebot hat, man findet neben elektronischer Musik immer weniger anderes Tanzbares.“
Das Wohngebiet hat sich verändert
„Es war eine schöne Mischung, als ich hier herzog. Kleine Läden, Kneipen, Arbeiter und Angestellte, Studenten und Künstler lebten hier.“ Mit dem Wandel der Gegend, dem Bau der neuen Häuser, etwa in der Revaler Straße, verschwanden die Clubs. „Es ist notwendig, dass Wohnungen gebaut werden“, sagt Gordian. Die Wohnungslage ist angespannt. „Aber ich habe das Gefühl, dass viele versuchen, ihre Situation durch einen Wohnungskauf zu retten.“ Parallel zu dieser Entwicklung der Privatisierung scheint sich die öffentliche Hand immer mehr zurück zu ziehen. „Früher bin ich gern zum Ballspielen in den Park im Annemirl-Bauer-Platz gegangen. Jetzt vermüllt er zusehends. Der Spielplatz wird immer wieder wegen Scherben abgesperrt.“
Sicher hängt diese Entwicklung auch mit der Eröffnung der zwei riesigen Jugendherbergen in der Boxhagener und in der Marktstraße zusammen. „Hier ziehen viele Leute durch, die nach ein paar Tagen wieder weg sind. Die interessiert das nicht.“
Verändert hat sich natürlich auch der Bahnhof Ostkreuz. „Er gefällt mir nicht.“ meint Gordian. „Er sieht aus, wie der am Südkreuz und der Hauptbahnhof. Außerdem ist die Wegeführung nicht gut. Man stößt immer mit Menschen zusammen.“ Verändert hat sich auch die besondere Struktur der Geschäfte. Nicht mehr die Bewohner, sondern Touristen stehen im Mittelpunkt. Immer mehr gleiche Restaurants haben aufgemacht und immer mehr große Ketten eröffnen Läden. Die Eintönigkeit nimmt zu.