Halle VIII in Berlin-Friedrichshain; Quelle: Erich Rindt (1928): Die Markthallen als Faktor des Berliner Wirtschaftslebens

Vielfalt unter Dach

Halle VIII in Berlin-Friedrichshain; Quelle: Erich Rindt (1928): Die Markthallen als Faktor des Berliner Wirtschaftslebens
Vielfach warteten die Frauen der Markthändler auf Kunden / Quelle: Erich Rindt (1928): Die Markthallen als Faktor des Berliner Wirtschaftslebens /

„Madameken“

Bereits am 1. April 1890 erzielte die ökonomisch selbstständige „Halle XIII“ einen Gewinn von 92.207 Mark. Die Markthändlerinnen der Halle, „Madameken“, genannt, bezogen ihre Ware aus der Zentralen Markthalle am Alexanderplatz. Ihre Männer kauften zum Großhandelspreis ein und belieferten die Stände ihrer Frauen. Keine von ihnen hatte eine kaufmännische Ausbildung. Sie saßen zehn Stunden am Tag in der dunklen und oft kalten Halle. Fast immer lebte die Familie nur von den Einnahmen der Frauen.
Nach dem Grundsatz: „Niemand zu Leide und Niemand zu Lasten“, war es 1890 dem Damenmäntel-Fabrikanten Karger aus der Krautstraße 48a verboten, Reklamezettel in der Einfahrt zur Markthalle aufzuhängen. Das verkehrte sich bald zum Nachteil der Halle. Um die Preise der Halle zu unterbieten, parkten auswärtige Händler ihre Pferdewagen vor der Tür.
1906 wirkte die „Halle VIII“ altbacken gegenüber den schicken Kaufhäusern jener Zeit. Immer häufiger mied das Publikum die Markthalle. Jetzt waren Werbebanner über den Eingängen und an den Seiten der Markthalle erlaubt. Über alle drei Eingänge und sogar im Garten sollte der Name „Markthalle“ in elektrisch erleuchteten Buchstaben erstrahlen. Grell ausgeleuchtet wurde der Innenraum von 12 Bogenlampen zu je 12 Ampere. Wenn es draußen -16° hatte, stieg trotz der Dauerbrandöfen die Temperatur in der Halle gerade auf Null Grad.
Aus Platzgründen nutzten Fleischer die Keller, um dort Gänse, Hasen und Hammel auszuschlachten. Wieder waren Ratten ständige Gäste. Katzen sollten sich darum kümmern. Sie hatten wenig Erfolg und verbreiteten Gestank. Ein Kammerjäger kam mit Hunden, die den Ratten nachjagten. 1909 schloss die Leitung die Keller und ließ Kühl- und Arbeitsräume auf dem Hof bauen.

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