Halle VIII in Berlin-Friedrichshain; Quelle: Erich Rindt (1928): Die Markthallen als Faktor des Berliner Wirtschaftslebens

Vielfalt unter Dach

Rahma am Stand, Quelle: Erich Rindt (1928): Die Markthallen als Faktor des Berliner Wirtschaftslebens
In der Markthalle waren auch große Anbieter der Lebensmittelindustrie präsent. / Quelle: Erich Rindt (1928): Die Markthallen als Faktor des Berliner Wirtschaftslebens /

Überleben

Die Händler in der „Halle VIII“ erlitten vom Beginn des 1. Weltkrieges an Einnahmeverluste. Dem Händler „Viehstadt“ wurden deshalb 50 Mark Miete im Monat erlassen. Im Februar 1915 stieg der Kartoffelpreis auf 1,75 Mark pro Zentner. Verzweifelte Frauen und Kinder plünderten daraufhin am 16. Februar die Markthalle.
Nässe in den alten Kellern verursachte „vagabundierende Ströme“. Im Juni 1916 kollabierten die elektrischen Anlagen und konnten nur Dank finanzieller Hilfe des Magistrats in Gang gesetzt werden.
Die zwanziger Jahre brachten wenig Aufschwung für die Händler. Infolge von Arbeitslosigkeit und Inflation stiegen die Preise für Lebensmittel. Das traf besonders die Fett,- Fisch- und Fleischhändler. Arbeitslose suchten als Kleinmarkthändler ihr Auskommen. Am Straßenrand begannen sie gegen Mitternacht mit ihrem Handel, während die Händler in der Halle erst um 4 Uhr Morgens ihre Stände eröffnen durften. Damit verloren sie viele Kunden. Aber zum Ärger der Externen durften die Seifenhändler der Halle sonntags verkaufen.
Göttern gleich wachten „Inspektoren“ über alles und jeden. Weil immer wieder einer der ihren mit den Einnahmen der Halle spurlos verschwand, mussten sie zur Sicherheit 1.000 Mark Kaution bei Antritt ihres Amtes hinterlegen. Es gab eine Unzahl von Vorschriften, die alle genau einzuhalten waren, doch wanderten Scheine von Hand zu Hand, wenn es um Standvermietungen oder andere Vorteile ging.
Nach einer kurzen Blüte in den Dreißigerjahren, führte der Beginn des Zweiten Weltkrieges zu mehr Leerstand. In den Tagen der Endkämpfe brannte die „Halle VIII“ fast völlig aus. Im November 1945 nahmen 60 Stände auf dem Hof den Verkauf wieder auf. 1946 wurde der Hof überdacht. Die ehemalige Kantine diente nun als Verteilerstelle von Lebensmitteln auf Kartenration. Im Zuge der Neubaumaßnahmen der fünfziger Jahre wurde die Ruine abgerissen.

Was sagst Du dazu?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert