Fehlersuche im Kollektiv
Im Sinne einer „ideologisch zielgerichteten Anleitung“ und mit „offener, harter Kritik“ trat ein aus Kunden und Fachleuten gebildeter Kaufhallenbeirat zusammen. Beratungen mit der Abteilung K der Volkspolizei sollten „Ursachen und Fehler“ von Verlusten aufklären. Mit einbezogen waren die Wohngebietsausschüsse der Volkspolizei, des Deutschen Frauenbundes und der SED. Im Ergebnis wurden ganze Teile des Kollektivs umgesetzt und die Hallenleitung durch „befähigte Kader“ ersetzt. Seitdem lagen Päckchen Hefe zur Selbstbedienung bereit und Montag war der dritte Schrippenliefertag. Für einen „niveauvollen Einkauf“ wurden drei Tiefkühltruhen aufgestellt. Diese waren aus Kapazitätsmängeln der heimischen Industrie von Ungarn geliefert worden.
Die „Concordia“ war nun nicht nur das gelungene Beispiel einer „Betreuten Kaufhalle“, sondern auch ein Erfolg, wie es hieß, um den „veränderten gesellschaftlichen Bedingungen Rechnung zu tragen.“ Damit gemeint war die Zeit seit dem Mauerbau.
Doch im Juli 1968 fiel die „Concordia“ wieder unangenehm auf. Das Kaufhallenpersonal bezog eine „liberale sowie pazifistische Haltung“ zum Prager Frühling, womit die Zustimmung zu demokratischen Verhältnissen und zur Marktwirtschaft gemeint war. Der Kaufhallenverband schätzte ein: Zwar wäre die Verantwortung der Mitarbeiter an der „Sicherung der Versorgung der Bevölkerung“ gestiegen. Nur jetzt ständen „sich die Bereitschaft und der gute Wille, einem Unglauben an die eigene Kraft und das Unvermögen, Selbstständigkeit zu nutzen, gegenüber.“