Gescheitertes Großprojekt
Nachdem die Trümmer abgetragen waren, entstand die Wiese, die der Nachkriegsbebauung in der Kniprodestraße ein Stückchen Großzügigkeit verlieh. Doch das sollte sich spätestens in den 1980er Jahren ändern. Schon im Jahrzehnt davor wurden unter Architekten und Baupolitikern verschiedene Standorte für ein zentrales Haus der Jugend diskutiert, etwa im Stadtzentrum oder am Tierpark. Hier auf der Drachenwiese schien der geeignete Ort gefunden worden zu sein. Stolz verkündete FDJ-Chef Egon Krenz auf dem XI. FDJ-Parlament im Juni 1981 die geplante Errichtung des Gebäudes. Aber erst Mitte Juli 1987 wurde das Projekt mit Modellfoto in den Tageszeitungen öffentlich vorgestellt: Konzert- und Kinosäle, Galerien, Diskothek, Springbrunnen, begrünte und begehbare Dachflächen, ein Jugendhotel, eine Bibliothek, alles was sich die Jugend nur wünschen konnte, sollte in einem neuen, repräsentativen Gebäude unterkommen. Für 1991 war die Fertigstellung geplant. Im Bundesarchiv liegen die Listen mit den Personenschlüsseln für die zu besetzenden Stellen. Bauarbeiter schlugen auf der Wiese ihre Zelte auf, gruben in die Tiefe und begannen Fundamente zu gießen. Doch dann geschah etwas, das in der sozialistischen Planwirtschaft eigentlich nicht auf dem Plan stand: Das Geld wurde gestrichen. Über die konkreten Gründe ist bis heute nichts bekannt. Die Fundamente wurden zugeschüttet, eine neue Wiese angelegt. „Drachenwiese bleibt Drachenwiese“ höhnte ein in Friedrichshain beheimateter Samisdat im Jahr 1988: „Früher sang die FDJ: ‚Wir sind jung und das ist schön!‘, doch das reichte nun nicht mehr.“ Der Beitrag endete mit dem Satz: „Über alles wächst das Gras!“ Und das tut es bis heute.
Nach dem Abriss des provisorischen Supermarkts soll die Wiese weiter bestehen bleiben. Aber diese Planung bedeutet in Berlin, wo es leider oft nur um die Miete statt um die Mieter geht, überhaupt nichts.