Fassadenentwurf Ringbahnhalle 1988, Quelle:

Neue Stadt privat

Ringcenter in Friedrichshain, Foto: FHXB-Museum
Shopping-Erlebnis heute: Werbung, kühle Glasfronten und ein Eckchen zum Rauchen. / Foto: FHXB-Museum /

Milde Gaben

Friedrichshain war 1990 mit Ladenflächen unterversorgt. Diese  Lücke öffnete laut Standortanalyse der ECE Projektmanagement, einer Tochterfirma des Hamburger Otto-Versands, die Chance für den Bau einer „Shoppingmall“. Dank ihrer finanziellen Möglichkeiten, etwa der Konzern eigenen CUBA Vermögensgesellschaft, hält die ECE vom ersten Schritt bis zum Betrieb und Vermietung alles in einer Hand. Das Gelände um den Bahnhof Frankfurter Allee war für die ECE ideal. Es gehörte zur Reichsbahn und war ohne Rückübertragungsansprüche. Zudem lebten 728.000 Menschen im Einzugsgebiet. Die Gelegenheit, Einkaufen als Freizeitbeschäftigung zu propagieren. Warnend hob der niederländische Architekturtheoretiker Rem Kohlhaas seine Stimme: „Alle Bereiche des urbanen Lebens werden vom System des Kaufens und Verkaufens verdrängt“. Der Philosoph Gerhard Schulze sah dagegen eher eine „unmittelbare Form auf der Suche nach Glück“. Für die ECE mit einem Geschäftsumfang über 30 Mrd. Euro in 2016 und über 235.000 m² Verkaufsfläche in Berlin, dienen Shopping-Center der wirtschaftlichen Stadterneuerung unter ihrer Regie. Im Fall des ehemaligen Wochenmarktes an der Ringbahnhalle, er wurde vom Ringcenter 1 verdrängt, ging öffentlicher Raum in die Verfügung der ECE über. Hier übt sie per Hausrecht soziale Kontrolle aus. Laut Industrie- und Handelskammer vitalisieren die Shopping-Center jedoch mit ihrem „Mix von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen“ die Stadtteile. 1997 erzielte das Ringcenter 1 einen Umsatz von 140 Millionen Mark. Autofahrer mögen die  1.000 Parkplätze im Center 2. Einem Staubsauger gleich zog das Center die Kaufkraft auf sich. Für den „Boulevard“ blieben nur Angebotsnischen übrig. Nach Einschätzung von Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer vom Gesamtverband des Berliner Einzelhandels war 1995 mit einer Verkaufsfläche von rund 100.000 m² in Friedrichshain „Westberliner Niveau“ erreicht.

2 Gedanken zu „Neue Stadt privat“

  1. Der Fischstand in der Ringbahnhalle war für uns Kinder immer ein Gruselerlebnis, da die Karpfen lebendig ins Papier gelegt und dann erschlagen wurden. Am besten war der Eisverkauf am Eingang. Das Ringcenter hat ja gar kein Seelenleben und ein weiteres Einkaufscenter braucht kein Mensch in Friedrichshain. Danke für den gut recherchierten Artikel.

  2. Danke für das interessante Foto von der ehemaligen Ringbahnhalle. Hiner der Halle richtet sich der Blick auf das Wohnhaus Rigaer Straße / Ecke Pettenkofer Straße. Dort gibt es Dachgeschoßwohnungen mit Terrasse, in denen mein Onkel Heinrich Paul Ackermann, Besitzer von vielen Buttergeschäften in Friedrichshain und Lichtenberg, in den dreißiger Jahren wohnte. Ich hoffe, doch einmal etwas über meinen Onkel bei Ihnen zu lesen. Mit freundlichen Grüßen

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