
Ein weitverzweigtes Netzwerk
Das böse Wort Parallelgesellschaft gab es damals noch nicht. Friedrichshain war eine Hochburg der längst Ausgestiegenen, und – kaum zu glauben –, die Simon-Dach-Straße war ihre Hauptstraße. Das Höchstmaß der Besetzer-Kultur wurde in der Nummer 11 erreicht, die nach und nach zu einem übergroßen Teil besetzt worden war. Die Einwohner gründeten eine Hausgemeinschaft und beschafften sich richtig offiziell Geld für Gartenpflege und Hausfeste. Punk gab es nicht nur in der Kirche, sondern auch bei solchen Hausgemeinschaftsfesten. Irgendwann trauten sie die jungen Leute auch, alternativen Verdienstmöglich keiten nachzugehen, indem sie Kleidung schneiderten, sich künstlerisch betätigten oder Handwerksleistungen anboten, ohne sich dafür eine Erlaubnis einzuholen. Etliche von ihnen unterstützen widerständige Gruppen, etwa, indem sie sich bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 an der unabhängigen Stimmenauszählung beteiligten, und damit den Wahlbetrug der SED mit aufdeckten. Das Ende der SED-Herrschaft vor 30 Jahren war auch ihren Aktivitäten zu verdanken. Fast alle einstigen Kommunarden der 1969er Ost-Kommune hatten sich, nachdem ihre Wohngemeinschaft aufgelöst worden war, mehr oder weniger reumütig wieder in die sozialistische Gemeinschaft zurückbegeben und hatten erfolgreich Karrrieren gestartet. Schon zu ihren Kommunarden-Zeiten begannen sie sich selbst zu indoktrinieren und führten damit die Zwänge ihre Erziehung fort. Anlässlich eines Umzugs in eine größere Wohnung in die Gartenstraße in Mitte, beendete das MfS das Experiment. Die Fraktion der Grünen konnte sich mit ihrem Vorschlag, eine Gedenktafel am Haus Samariterstraße 36 anzubringen, nicht durchsetzen. Die Gedenktafelkommission, die über den Antrag befand, äußerte sich im Oktober 2008 wie folgt: „Dem Ausschuss für Kultur und Bildung wird empfohlen, die Anregung aufzunehmen, aber die Gedenktafelkommission und das Bezirksamt aufzufordern, das Thema in dem größeren Rahmen ‘Widerstand in der DDR’ weiterzuverfolgen.“