Benjamin Raule Büste

Ein Unternehmer und Lebemann von Königs Gnaden

Zeiten 2

Schöne Gärten und Häuser – wo sich später Mietskasernen drängten

Das dargestellte Doppelgrundstück reichte bis unmittelbar an die Grenze des heutigen Bezirks in der Lichtenberger Straße, früher Markusstraße und davor Rosen-Gasse heran, und kann deshalb auch noch als die Friedrichshainer Geschichte berührend angesehen werden. Genau hier an der Gasse hatte Staatsminister Franz von Meinders 1684 ein Grundstück erstanden und ein Haus errichtet, das ein wenig an ein Jagdschloss erinnerte. Das lange Grundstück davor an der heutigen Holzmarkstraße 58-70 besaß seit 1683 ein anderer Bediensteter des Kurfürsten. Kaum zu glauben, dass dort, wo später dichtgedrängt Mitkasernen stehen sollten, ein beliebtes Ausflugsziel war. Wegen seiner schönen Aussicht auf die Spree führte der Garten den Namen Belvedere. 1686 ließ sich der Eigentümer des Grundstückes von hier oder von Berlin aus, wo er ebenfalls ein Anwesen besaß, unzählige Male die staubige Frankfurter Chaussee an Lichtenberg vorbei ins Dörfchen Rosenfelde fahren. Auch dort hatte er sich eine Residenz zugelegt.

Ein findiger Unternehmer

Der 1634 in Vlissingen in den Niederlanden geborene Benjamin Raule – ältere Quellen schreiben ihn Raulé –, Spross einer hugenottischen Familie, brachte es als junger Kaufmann zum Bürger und Ratsherrn im niederländischen Middelburg. Im Krieg zwischen England und den Niederlanden mit Frankreich verlor er 1672 sein gesamtes Vermögen und kam nicht recht wieder auf die Beine. Hoch verschuldet wandte er sich an Kurfürst Friedrich Wilhelm und bat ihn um einen Kaperbrief gegen die Schweden, die sich gerade im Krieg gegen Brandenburg befanden. Weil das Kriegsglück des Kurfürsten nicht günstig stand, ließ dieser Raule zum „Schiffsdirekteur“ ernennen und ihm die erforderten Mittel zum Aufbau einer kleinen Flotte aushändigen. Binnen sechs Wochen, so heißt es, brachte Raule 21 schwedische Schiffe auf. Die Ostsee soll von schwedischen Schiffen wie leergefegt gewesen sein, so groß war die Angst, gekapert zu werden.

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