Die gewalttätigste Demo seit Jahren?
Am 9. Juli hatte auch ein Redaktionsmitglied an der Demonstration teilgenommen, die seitdem als „Krawallnacht in der Rigaer Straße“ durch die Kommentare geistert. Eine laute, mitunter verbal aggressive Demo gegen die Gentrifizierung in Friedrichshain und – aus damals aktuellem Anlass – gegen die Polizeipräsenz in der Rigaer Straße 94. „Gewaltexzesse“ während der Demo erlebte unsere Augenzeugin nicht, schon gar nicht in der Rigaer Straße selbst. Wir verglichen dies mit den Live-Twittermeldungen der Berliner Polizei, und stellten fest, dass in diesen die am nächsten Tag geschilderten Gewaltexzesse, ebenfalls nicht beschrieben wurden. Im Gegenteil: noch mitten in der Nacht gestattete die Polizei eine weitere Spontandemonstration. Wir fragten die Pressestelle der Polizei nach dem Widerspruch zwischen ihre Twittermeldungen und ihrer späteren Pressemitteilung. Doch unsere Fragen wurden nur zum Teil und für uns kaum erhellend beantwortet. Die Pressemeldung der Polizei („Die gewaltätigste Demonstration seit fünf Jahren“) wurde von den Zeitungen meist wörtlich übernommen. Dabei hatte ein Mitarbeiter der Berliner Morgenpost die Demonstration begleitet und in einem Live-Blog die eigenen Wahrnehmungen beschrieben – ebenfalls als kaum gewalttätig. Weil die Berliner Morgenpost in ihrer Ausgabe am 11. Juli die Ansicht der Polizei übernahm und sogar eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizisten kurz nach Beginn der Veranstaltung an einen Ort beschrieb, an dem die Demonstration erst Stunden später anlangte, baten wir sie darum, uns über diesen Widerspruch aufzuklären.