Demonstration in der Rigaer Strasse, Friedrichshain, Berlin. Dieses Haus ist nicht die Rigaer 94, auch wenn der dpa-Fotograf dies glaubte und die Zeitungen seine Bildunterschrift druckten. Foto: Silvio Weiß

Un-Ordnung | Zur Berichterstattung über die Rigaer Straße

Wenn Ihr uns räumt, Dirk Moldt, 1990/91
Wenn Ihr uns räumt, Dirk Moldt, 1990/91

 

Nicht gerechtfertigte Unterstellungen

Insgesamt sieben Journalistinnen und Journalisten forderten wir dazu auf, über ihre eigenen Meldungen zu reflektieren. Unsere Auswahl erfolgte aufs Geratewohl und erhebt deshalb keinen repräsentativen Anspruch. Andreas Kopietz von der Berliner Zeitung zweifelte am 6. Juli daran, dass es „Gewaltfreie und Verhandlungsbereite“ unter den „Freunden der Rigaer Straße“ gibt. Wir fragten ihn unter anderem, ob er selbst versucht hat, auf die Bewohner der Rigaer Straße zuzugehen. Unter der Überschrift: „Großer Terror, kleiner Terror“ setzte Götz Aly am 18. Juli in der Berliner Zeitung die gewalttätigen Demonstranten vom 9. Juli mit den Mördern des NSU und dem „Islamischen Staat“ gleich, und zog als Beweis einen ausgesprochen dümmlichen Eintrag auf der Internetplattform Indymedia hinzu. Er unterstellte Politikern der Grünen, der Linkspartei und Teilen der SPD, das staatliche Gewaltmonopol in Zweifel zu ziehen. Wir baten Götz Aly unter anderem darum, seine Behauptungen zu belegen.

Undifferenzierte Sichtweisen

Brigitte Fehrle von der Berliner Zeitung unterstellte am 10. Juli den Grünen „klammheimliche Freude und Sympathie für die Radikalen“. Woran sie diese festmache, baten wir sie uns darzulegen. Nach dem Gerichtsbeschluss gegen die von der Polizei vorgenommenen Räumung kommentierte sie am 13. Juli, dass die Radikalen in eine Opferrolle gedrängt worden seien. Ob sie sich vorstellen könne, dass der unter Einfluss des Wahlkampfs stehende Polizeieinsatz alle Anwohner der Rigaer Straße zu Opfern gemacht hat, baten wir sie ebenfalls zu beantworten. Ulrich Zawatka-Gerlach warf am 21. Juli im Tagesspiegel die Frage auf, wie man die Kriminellen von den anderen, die in den Konflikt involviert sind, trennen könne. Jene andere bezeichnete er als „freundlich-naive Mitbewohner und brave antikapitalistische Jugendorganisationen, die sich gegen klammheimliche Sympathie nicht immer wehren“. Wir wollten von ihm unter anderem wissen, ob er sich vorstellen könne, dass diese Bezeichnung von den Bewohnern der Rigaer Straße als herabwürdigend empfunden werden kann, die sich durch den Polizeieinsatz belästigt fühlten. Am 25. Juli behauptete Frederik Bombosch in der Berliner Zeitung, dass regelmäßig in der Rigaer Straße Autos brennen, Polizisten attackiert werden und Wohnhäuser beschmiert oder gar beschossen würden. Wir baten ihn darum, diese Regelmäßigkeit zu beschreiben. Fast alle Angeschriebenen baten wir auch darum zu signalisieren, ob sie dazu bereit wären, auch über Gespräche zwischen den Verfeindeten zu berichten, beziehungsweise diese zu kommentieren.

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