Blues-Messe 1981 in der Erlöserkirche/ Foto: BStU /

Die Blues-Messen – gefragte Jugendgottesdienste

Blues-Messe 1981 in der Erlöserkirche/ Foto: BStU /
Die Kirchen waren voller junger Leute – hier 1981 in der Erlöserkirche. Foto: BStU

Wie es gelang, die staatliche Zensur zu durchbrechen.

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Wer kann sich heute vorstellen, dass Jugendliche aus dem ganze Land anreisen und eine Kirche stürmen, um einen Gottesdienst zu besuchen? Und doch hat es solche Szenen gegeben in der Samariter- und Auferstehungskirche in den Jahren 1979 und 1980.
Von 1961 bis 1986 war die Anzahl der Christen in der Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg von 2,6 Millionen auf 0,9 Millionen gefallen. Pfarrer Rainer Eppelmann, 1979/80 auch Jugendwart im Kirchenkreis, beschrieb die Situation der Kirche im November 1980 mit der Frage: „Wieviel Meter Kirchenbank braucht ein Gemeindeglied in Friedrichshain?“ so, dass 2,1 Kilometer Kirchenbänke in Friedrichshain sonntags von gerade einmal 410 Gottesdienstbesuchern benutzt würden. Jeder Hintern habe 5 Meter Platz.

Eine neue Veranstaltung …

Im Frühsommer 1979 besuchte der Bluesmusiker Günter „Holly“ Holwas Rainer Eppelmann mit der Bitte, ein Benefizkonzert in der Samariterkirche veranstalten zu dürfen. Dabei unterbreitete er dem Pfarrer ein verlockendes Angebot: „Ich mache dir die Kirche voll!“ Man einigte sich mit anderen Jugendarbeitern darauf, der Veranstaltung eine Gottesdienst-Struktur zu verleihen, damit es staatlicherseits zu keinen Scherereien käme.
Dieser erste Jugendgottesdienst mit Hollys Blues-Band fand am 1. Juni 1979 statt. Holly hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen. Die Kirche war so voll, wie sonst nur zu Weihnachten. Die Besucherschar setzte sich jedoch überwiegend aus langhaarigen Freaks mit Parka und Jeans zusammen, damals der Mode derjenigen, die sich als nonkonform und gesellschaftskritisch ansahen.

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