Lehm unter feinen Blüten
Landwirte und Gärtner zählten auch zu den Bewohnern des Stralauer Viertels. Diese Spezialisten machten den Boden urbar. Blumen- und Obstzüchtereien erstreckten sich um 1750 zwischen dem „Grünen Weg“ (Singerstraße) und dem „Langen Weg“ (Lange Straße). Die größte Blumenzüchterei gehörte Pierre Bouché. Er lud ab 1740 zur Hyazinthenausstellung ein; die Zwiebelpflanzen blühten hier auf großen Feldern. Sein Lehmweg Nr. 11 war ein Ausflugsziel der Noblesse.
Hier traf man sich auf einen frischen Trunk plus kleinem Imbiss. Promis wie der sächsische General von Gersdorff waren knauserig mit Trinkgeldern, aber stete Gäste beim „Bouché“. Deshalb ließ sich die Bedienung viel Zeit. Der Volksmund machte daraus eine Rache des kleinen Mannes: „Er sitzt da, wie Exzellenz bei Bouché!“. Weiteres fand seinen Weg in die Umgangssprache: Der Kaufladen – die Boutique – wurde zur „Budike“, aus dem „gegangen“ „allé“ ein „is alle!“
Anmerkung zum Text “Das Haus war jetzt ein „Theater in Concordia“ (in Eintracht). Nach 1848 wurde es unter dem Kapellmeister August Conradi zum Königsstädtischen Vaudeville-Theater. Gemeint war eine Mischung aus Posse, Melodram, Singspiel und Pantomime.”
Laut Berliner Adressbüchern war das Ges. Theater Concordia noch bis 1855 in der Blumenstraße. Erst dann eröffnete Rudolf Cerf das Königsstädtische Vaudeville-Theater, das dann ab 1858 Wallner-Theater hieß.
Wirklich sehr interessant die Geschichte dieser Strasse.
Mein Urgrossvater E. Krüger wohnte 1900 mit seiner Familie
auch dort, bevor er 1934 in das noch grünere Köpenick zog.
Leider gibt es die St. Andreas Kirche am Stralauer Platz nicht
mehr, es war das Tauf- und Konfirmationsgotteshaus meiner
Ahnen. Die noch vorhandenen Glocken konnte ich vom Turm der
Stadtkirche in Sonneberg in Thüringen hören.
Gruss von Renate aus München und Potsdam